© Foto: Lena Steinke | Studio Wolf
Johanna Diez lebt und arbeitet in unserer schönen Fuldastadt. Sie ist Profi-Tänzerin und Tanzlehrerin in der Tanzschule Body&Soul Kassel. Gerade performt sie mit Sänger und Trompeter Urban Beyer, Burlesque- und Comedy-Performerin Mrs. Rosie Riot und Sängerin und Komponistin Romana Reiff in der neuen Abendrot-Show „Everybody Loves Somebody“ in der Bar Seibert. Wir haben sie zwischen den Auftritten zum Interview eingeladen.
Seit deinem vierten Lebensjahr tanzt du Ballett – das ist ein sehr früher Start?
Tatsächlich wollte ich schon mit drei Jahren mit Ballett anfangen, meine Mutter hatte aber damals entschieden, dass ich noch zu jung sei und ich mich das Jahr noch gedulden müsse … rückblickend glaube ich, dass das damals meine Motivation nochmal sehr gesteigert hat. Heute unterrichte ich unter anderem Kinder im Alter zwischen drei bis fünf Jahren im Ballett und freue mich immer wieder über so viel Tanzbegeisterung.
Später kam noch Hip-Hop, Contemporary und Street-Jazz dazu – woher kommt diese große Leidenschaft für das Tanzen?
Seit ich denken kann, ist Tanz ist für mich schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens und ein Bereich mit unendlich vielen Möglichkeiten der Weiterentwicklung, weswegen ich vermutlich auch immer an dieser Leidenschaft festhalten werde. Durch die verschiedenen Tanzstile konnte ich jedes Mal auch neue Facetten von mir selbst kennenlernen, mich neuen Herausforderungen stellen und würde ich sogar sagen, dass meine Leidenschaft mit jedem zusätzlichen Tanzstil noch mehr gewachsen ist. Darüber hinaus bin ich durch das Tanztraining in den letzten Jahren sehr viel verreist, um bei verschiedenen Choreograf*innen aus unterschiedlichen Ländern lernen zu können. Dabei habe ich sehr viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, die diese Begeisterung mit mir teilen. Grundsätzlich war die größte Herausforderung, nach jahrelangem Ballettunterricht, definitiv das Hip-Hop-Training …
Wenn du an deine Schulzeit zurückdenkst, was wirst du nie vergessen?
Meine Schulzeit ist für mich rückblickend vor allem mit Sorglosigkeit verbunden. Ich habe auch damals schon jede freie Minute im Tanzsaal verbracht. Ballett und Jazz-Dance waren immer ein wunderbarer Ausgleich und eine Möglichkeit zum Abschalten für mich und ich erinnere mich am liebsten an etliche Abende in der Ballettschule Doutreval. Darüber hinaus hatte ich als Teenagerin schon sehr viele Freiheiten und deswegen eine sehr glückliche Schulzeit.
Du studierst Psychologie an der Universität Kassel – willst du später die Tanzschuhe an den Nagel hängen?
Nein, das sicher nicht! Natürlich finde ich Psychologie unglaublich interessant und freue mich auch schon sehr darauf, mal in diesem Bereich arbeiten zu können. Mein Ziel ist aber aktuell, Tanzen und Psychologie später mal in Form von Tanz- bzw. Bewegungstherapie verbinden zu können … der Studiengang ist aber auch eine sichere Zukunftsperspektive für mich, falls mein Körper irgendwann mal nicht mehr mitmachen sollte. Ich denke, dass Tanz trotzdem immer ein Teil meines Lebens bleiben wird, ob auf professioneller Ebene oder privat.
In diesem Jahr steht noch ein Yoga Teacher Training auf Bali an. Wie schließt sich der Kreis zwischen Ballett, Psychologie und Yoga?
Tanz ist für mich ein wunderbarer Weg, um die Verbindung zwischen Körper und Seele zu erkennen. Bewegung allgemein hat für mich eine sehr heilende Funktion. Ich konnte mich durch das Tanzen schon immer sehr gut ausdrücken, meine Emotionen regulieren und neue Energie schöpfen. Seit ich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe, ist das Ganze mittlerweile aber auch oft mit viel Druck, Arbeit, Perfektionismus und Krisen verbunden. Mein Interesse für Yoga ist im Vergleich zum Tanzen noch frisch, hat mir aber im letzten Jahr sehr bei meiner persönlichen Entwicklung geholfen und mich begeistert. Yoga und auch Pilates haben für mich eine ähnliche Bewegungsqualität wie das Tanzen und geben mir außerdem diese Leichtigkeit und den wohltuenden Effekt von Bewegung wieder zurück. Die Yoga-Lehrerinnen-Ausbildung ist für mich natürlich eine berufliche Weiterbildung, gleichzeitig aber auch auf persönlicher Ebene etwas, worauf ich mich sehr freue.
Die wunderbare Eigenschaft von Bewegung an andere Menschen vermitteln zu können, ist jetzt schon durch das Unterrichten ein Teil meiner Arbeit und wird es hoffentlich auch in ein paar Jahren, in therapeutischer Form; immer noch sein!
Aktuell performst du auf der goldenen Theke der Bar Seibert. Was ist das Schönste bei deinen Auftritten und welche Gefühle lösen sie aus?
Genau, aktuell spielen wir eine Showreihe mit dem Thema "Jazz und Burlesque", was definitiv auch zu meinen Lieblingsthemen gehört! Das Schönste ist für mich der Moment, wenn ich das erste Mal auf der Bühne stehe, die Aufregung nachlässt, sich in Freude umwandelt und ich die Show genießen kann. Auch die Erleichterung und Euphorie nach einer erfolgreichen Show und das Zusammensein mit den anderen Künstler*innen gehören zu den schönsten Momenten. Ich freue mich auch jetzt schon sehr auf die 80er Jahre-Showreihe "Venus" ab Januar 2025 …
Hast du Lampenfieber?
Auf jeden Fall, ja. Für mich ist jeder Auftritt auch immer mit Aufregung verbunden, manchmal mehr, manchmal weniger … Bei den Premieren ist es immer am schlimmsten und wenn ich besonders viele Auftritte tanze, dann fühlt sich die Aufregung eher an wie Vorfreude und man gewöhnt sich etwas an das Gefühl. Ich würde aber behaupten, dass das auch irgendwie dazu gehört und die Grundlage für die nachfolgende Euphorie liefert.
Hast du Vorbilder?
Menschlich auf jeden Fall meine Mama. Von ihr habe ich mein Interesse für Psychologie, mein Selbstbewusstsein und Vertrauen in meine Fähigkeiten.
Im Bereich Tanz trainiere ich viel mit Malou Linders aus Amsterdam, ich bewundere ihre Bewegungsqualität, ihren Sinn für Ästhetik und choreografische Arbeit sehr und habe viel von ihr gelernt.
Allgemein würde ich starke Frauen als meine Vorbilder betiteln.
Was bedeutet Glück für dich?
Glück ist für mich die Freiheit, mein Leben mit Dingen gestalten zu können, die mir guttun, mich interessieren und erfüllen. Meine Familie, Freunde und die Möglichkeit, so viel Zeit mit meinen Leidenschaften verbringen zu dürfen, bedeuten für mich Glück und dafür bin ich sehr dankbar!
Wir bedanken uns ganz herzlich für deine Zeit und freuen uns auf grandiose Abende in der Bar Seibert.