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Kartenspiele sind Klassiker. Ob mit mehreren Generationen am Wohnzimmertisch gezockt wird, die Karten in der Stammkneipe auf den Tisch kommen, oder die Decks im Online-Casino im Einsatz sind: Diese Spiele haben eine lange Tradition.
Die ungebrochene Popularität hat zahlreiche Gründe. Einer davon ist die Vielseitigkeit der Kartenspiele und die meist unkomplizierten Regeln. Einfach bedeutet dabei aber noch lange nicht langweilig – selbst dann, wenn so manche Züge vorhersagbar sind. Gerade die Idee, dass sich mit ein bisschen Hirnschmalz die Chancen in etlichen Spielen berechnen lassen und die Strategie entsprechend abgestellt werden kann, ist ein weiterer Pluspunkt.
Das alte Sprichwort „Früh übt sich, wer ein Meister werden will“ liegt dabei gar nicht so verkehrt. Selbst die kindgerechten Kartenspiele wie Mau-Mau und Uno trainieren das Einhalten von Regeln und die Abwägung von Chancen, ob nun bewusst oder unbewusst. Beim Kartenspiel Mau-Mau kommen die 7, 8, 9, 10, Bube, Dame, König und Ass in allen vier Farben zum Einsatz. Jeder Spieler erhält die reihum ausgeteilte, vorher vereinbarte Kartenzahl. Üblich sind 5 Karten, aber je nach Anzahl der Mitspieler kann sich das auf 7 oder 8 erhöhen. Die Karten werden verdeckt hingelegt, und die restlichen Karten kommen ebenfalls verdeckt als Stapel in die Mitte. Nur die oberste Karte wird offen danebengelegt. Nun müssen die Spieler reihum eine passende Karte darauflegen, wobei Bildwert oder Farbe identisch sein müssen. Wer keine passende Karte legen kann, muss eine vom Stapel ziehen. Ist der Stapel leer, werden die abgelegten Karten gemischt und kommen als neuer Stapel wieder ins Spiel. Die Sonderkarten sorgen für Pfiff. Wird eine 7 gelegt, muss der nächste Spieler zwei Karten ziehen, es sei denn, er kann selbst eine 7 legen. Dann muss stattdessen der darauffolgende Zocker vier Karten nehmen. Eine 8 bedeutet für den nächsten Spieler, eine Runde auszusetzen. Buben sind Wunschkarten, wobei sich der ablegende Spieler die darauffolgende Farbe aussuchen kann. Wer seine vorletzte Karte ablegt, muss „Mau“ sagen, und bei der letzten Karte muss vorher „Mau-Mau“ angekündigt werden, oder der Sieg ist hinfällig. Um die Reihenfolge der übrigen Spieler festzustellen, werden die noch auf der Hand befindlichen Punkte gezählt. Gewiefte Zocker und solche, die es werden wollen, können bereits beim Mau Mau mit dem Karten zählen anfangen. Dabei ist es am einfachsten, sich für den Einstieg auf die wichtigen Sonderkarten zu konzentrieren. Wer weiß, wie viele 7, 8, und Buben noch im Spiel sind, kann besser entscheiden, wann er seine eigenen Sonderkarten am besten einsetzen kann oder ob er damit rechnen muss, selbst durch eine Sonderkarte aus dem Konzept gebracht zu werden.
Das ist ein gutes Training für das weltweit beliebteste Kartenspiel im Casino, Blackjack. Im Gegensatz zu den meisten Spielen lassen sich bei Blackjack und Poker die eigenen Chancen durch mathematisches Verständnis verbessern, aber weil beim Poker auch noch Psychologie hinzukommt, ist Blackjack die geradlinigere Option. Hinter dem Kniff mit dem Karten zählen stecken statistische Daten. Die Popularität der Strategie geht auf den US-Mathematiker Edward O. Thorp zurück. Er hatte als junger Dozent sämtliche, 34 Millionen, beim Blackjack möglichen Kombinationen in die damals fast nur an Universitäten verfügbaren Rechenhirne eingegeben. Weil jede ausgespielte Karte die Wahrscheinlichkeiten verändert, aber die Spielzüge seitens des Dealers streng vorgeschrieben sind, konnte Thorp mit jeder Runde genauer vorhersagen, wie sich seine Chancen veränderten. Damit lag er am Spieltisch so oft richtig, dass er bereits bei seinem ersten Praxistest 1960 im Casino zweimal die Bank zu sprengte. Schon bald fürchteten ihn überall die Casinobosse. Auch eine Sperre für Thorp machte für sie allerdings keinen großen Unterschied mehr, weil er seine Formel des Glücks mit sämtlichen Werten als Buch veröffentlichte.
Doch auch ohne einen hoch entwickelten mathematischen Verstand lässt sich das Karten zählen beim Blackjack trainieren. Am einfachsten ist dabei das Hi-Lo Verfahren. Beim Blackjack geht es darum, möglichst nahe an 21 Punkte zu bekommen und mehr Punkte als der Dealer zu haben. Wer die 21 überschreitet, hat verloren. Der Dealer muss eine Karte dazunehmen, wenn er bis zu 16 Punkte hat. Ab 17 Punkten muss er halten. Alle Punktekarten besitzen ihren entsprechenden Wert. Bildkarten werden als 10 gezählt, und Asse können als 1 oder als 11 gezählt werden. Wer sich alle ausgespielten Karten merken kann, ist eine Ausnahmeerscheinung, aber schon die Konzentration auf wenige Karten kann einen großen Unterschied machen. Je mehr Karten ausgespielt wurden, desto effektiver ist der Running Count, weil mehr Informationen vorliegen. Je mehr hohe Karten noch im Spiel sind, desto besser ist es für den Spieler. Sind mehr niedrige Karten im Spiel, hat der Dealer eine höhere Gewinnchance.
Um den Überblick zu behalten, wird eine relativ unkomplizierte Technik angewandt. Sobald die erste Karte eines neuen Decks ausgegeben wird, fängt im Hinterkopf das Zählen an. Der Wert dieser ersten Karte ist die Basis. Folgt eine niedrigere Karte, erhöht sich der Wert um einen Punkt. Bei einer höheren Karte wird ein Punkt abgezogen. Die 7, 8 und 9 werden als neutral angesehen und ignoriert. Ist das gesamte Deck durchgespielt, sollte der Endwert bei 0 liegen. Übung gehört allerdings dazu, um sich die Werte merken zu können. Doch wer ausreichend sein Gedächtnis trainiert hat, kann sich ans echte Spiel wagen.
Karten zählen ist allerdings in den Casinos nicht gern gesehen, auch wenn der Kniff legal ist.Wer sich merken kann, welche Karten bereits ausgespielt sind, hat in fast allen Spielen einen Vorteil. Das gilt unter anderem auch beim Skat. Hier kommt allerdings die Besonderheit dazu, dass von den drei Spielern zwei zusammenarbeiten. Sie treten gegen den durchs Reizen bestimmten Solozocker an. Wenn der Teamgefährte ebenso Verständnis für die Wahrscheinlichkeiten hat, kann das Karten zählen auch bei objektiv schlechterem Blatt den Sieg bringen. Doch wenn ein Zocker, der auf sein Köpfchen setzt, es mit einem Partner zu tun bekommt, der sich auf sein Bauchgefühl verlässt, kann das Skatspiel schnell unberechenbar werden.
Kniffe wie das Karten zählen oder Konzentrieren auf das Verhalten seiner Mitspieler hat aber noch ganz andere Vorteile. Wenn der Spaßfaktor im Vordergrund geht und in Maßen gezockt wird, fördern so gut wie alle Gesellschaftsspiele die mentale Gesundheit. Geselligkeit und Interaktion sind aber nur ein Vorteil. Selbst der weltbeste Zocker verliert einmal. Niederlagen im Spiel helfen häufig auch dabei, mit Niederlagen im Alltagsleben umzugehen oder zumindest das Gegenüber besser zu verstehen. Und wer sein Blatt überlegt ausspielt oder einen neuen Tipp ausprobiert und trainiert, schärft zugleich seine Konzentration und hält den Geist fit. Hinzu kommen Stressabbau und im Gewinnfall Erfolgserlebnisse. Im Vordergrund steht dabei immer der Spaßfaktor, ob die anderen positiven Nebenwirkungen einkalkuliert werden oder nicht, ehe es ans Zocken geht. Kartenspiele sind aus gutem Grund Klassiker.