© Fiona Körner
Der Science Park Kassel ist das Innovations- und Gründungszentrum auf dem Nordcampus der Universität Kassel. Wir haben die Co-Geschäftsführer des Science Parks Jörg Froharth (Leitung UniKasselTransfer Inkubator) und Kai Lorenz Wittrock (auch Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH) zum Interview eingeladen, um mit ihnen über Innovationen, Netzwerke und die Entwicklung des Science Parks zu sprechen.
Die ersten Ideen zu einem Startup-Zentrum in Kassel gab es bereits in den frühen neunziger Jahren und führten zur Gründung des Technologie- und Gründerzentrum Kassel (FiDT). Herr Wittrock, seit Jahresanfang haben Sie auch die Geschäftsführung des FiDT übernommen. Erzählen Sie etwas über die aktuelle Situation dort.
Kai Lorenz Wittrock: Richtig, damit waren die Verantwortlichen ihrer Zeit voraus und haben ein wichtiges Standortangebot für innovative Dienstleistungs- und Technologieunternehmen geschaffen, an welchem diese sich ansiedeln, gründen, ausgründen oder gesund wachsen können. Heute spiegelt sich dies in einer Community von ca. 90 Unternehmen und Organisationen unterschiedlichster Größen auf ca. 10.000 m² wider. Mit dieser Anzahl an Akteuren befinden wir uns an der Schwelle zur Vollauslastung.
2015 wurde der Science Park auf dem Campus der Universität Kassel eröffnet. Mit welchem Ziel?
Jörg Froharth: Mit dem Science Park wurde ein – bis heute – deutschlandweit nahezu einzigartiger Ort geschaffen. Er verbindet die innovative Start-up-Szene, die vornehmlich durch Hochschulausgründungen geprägt wird, sowohl mit den Potenzialen der wissenschaftlichen Expertise und hochqualifizierten Absolventinnen und Absolventen der Universität Kassel als auch mit den Potenzialen der nordhessischen Wirtschaft. Das Motto des Science Parks „Ideen erfolgreich machen“ kann man auch gleichzeitig als Ziel sehen. Wir möchten eine Umgebung schaffen, in der sich Unternehmen nachhaltig positiv entwickeln können.
Kai Lorenz Wittrock: Das Ziel der Stadt Kassel war und ist es, u.a. mit dem FiDT und dem Science Park, ein innovatives Ökosystem zu schaffen bzw. dessen Entwicklung proaktiv zu unterstützen, welches die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fördert und unternehmerisches Handeln unterstützt. Der Science Park bietet Unternehmen und Startups die Möglichkeit, in räumlicher und inhaltlicher Nähe zur Universität Kassel zu arbeiten und von deren Forschungsergebnissen zu profitieren und diese unternehmerisch in Wert zu setzen.
Der Science Park sieht sich als Sprungbrett für Gründungsinteressierte und Studierende. Was sind Ihre Angebote?
Jörg Froharth: Der Science Park bietet mit dem Bereich der Innovationsberatung ein umfangreiches Beratungsangebot für Startups in jeder Gründungsphase, beginnend bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen über die marktorientierte Validierung von Produkten bis hin zur Startup-Finanzierung finden Gründende hier Unterstützung. Im CoCreationLab werden Teams in sehr frühen Phasen begleitet. Das Lab ist also eine Art Sprungbrett: Hier bekommen die Teams neben Beratung und Coaching einen Raum im Science Park, den Zugang zur Startup-Community sowie die Möglichkeit, sich mit den anderen CoCrea-tion-Teams auszutauschen und voneinander zu lernen. In regelmäßigen Abständen findet hier auch unser Startup-Schnupperkurs, der CoCreation-Ideenworkshop für Studierende und Gründungsinteressierte, statt, in dem eine eigene Idee entwickelt werden kann.
Wer sind Ihre Projektpartner? Welche Synergien sehen Sie?
Jörg Froharth: Der Science Park Kassel arbeitet seit dem Startschuss im Jahr 2015 hessen- und deutschlandweit mit zahlreichen Akteuren der „Startup-Unterstützung“. Wir gestalten seit einigen Jahren das Akzelerator-Programm im Rahmen der Initiative Hessen Ideen. Partner sind hier die hessischen Hochschulen, das hessische Wissenschaftsministerium und der Bund mit dem EXIST-Programm. Darüber hinaus ist der Science Park Teil der Task Force zur Gestaltung des Hessischen Startup-Ökosystems mit weiteren Partnern, wie z. B. dem Techquartier in Frankfurt, dem Hub 31 in Darmstadt oder dem „Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz“. Im Rahmen des Projektes AI Startup Rising, eines von fünf bundesweiten Modellprojekten zur Unterstützung von Startups aus dem Bereich Künstliche Intelligenz, entwickelt der Science Park gemeinsam mit der TU Darmstadt Coaching- und Qualifizierungsformate. Darüber hinaus arbeiten wir in verschiedenen Projekten mit dem „Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik“, den High Tech Gründerfonds (HTGF), der Transferallianz, dem StartHub Hessen, dem VDI/VDE und der Stiftung Entrepreneurship in Berlin zusammen, um nur einige Beispiele zu nennen. Der gemeinsame Nenner der genannten Kooperationen sind die Möglichkeiten und Formate der Startup-Unterstützung, denn die Startups im Science Park adressieren mit ihren innovativen Produkten und Dienstleistungen Märkte, die weit über die Grenzen Nordhessens hinausgehen. Umso wichtiger ist aber auch eine starke regionale Verankerung, z. B. mit der Kasseler Sparkasse, dem Unternehmerverband oder dem Regionalmanagement, denn dies ist die Basis für die erfolgreiche Gestaltung eines Startup-Ökosystems.
Kai Lorenz Wittrock: Mit der erweiterten Konstellation im Verbund Co-Geschäftsführung und der damit einhergehenden vertieften Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH, die zahlreiche Netzwerke, Initiativen und Projekte kuratiert, ist eine noch engere Zusammenarbeit, sind Synergien und ein gemeinsames Potenzial entstanden. Dies gilt es im Sinne der Startups und der Entwicklung des Gründungsökosystems zu heben. Selbstverständlich sind regionale Banken ein wichtiger Projektpartner, insbesondere als Partner für die bei uns ansässigen Unternehmen. Aber auch über den Tellerrand von Kassel hinaus haben wir Kontakte zu international agierenden Startup-Förderern, zum Teil mit persönlichem Hintergrund in Kassel, von deren Engagement wir profitieren. Das Interesse an Kooperationen mit unterschiedlichsten Facetten zeigt, dass der Science Park ein wichtiger Nukleus für das Gründer-Ökosystem der Region Kassel und Nordhessen geworden ist, mit überregionaler Bekanntheit.
Es gibt u. a. mit Crowdfunding, dem hessischen Gründerpreis, dem NHA (NorthHesseAccelerate) und Promotion Nordhessen unterschiedliche Initiativen. Warum sind diese so wichtig?
Jörg Froharth: Die genannten Initiativen könnte man noch mit dem Investoren-Club Nordhessen, um den Pitch Night oder den Startup Hack „2 Grad“ ergänzen und es gibt bestimmt noch mehr. Es kann eigentlich nicht genug Initiativen geben für ein funktionierendes Startup-Ökosystem. Aber jede Startup-Initiative braucht Startups, also Menschen, die sagen „ich habe eine Idee und diese Idee nehme ich als Grundlage für eine Unternehmensgründung“. Diesen Gründenden oder Gründungsteams einen Nährboden zu bieten, auf dem sie Geschäftsmodelle und Unternehmen entwickeln, ist die Aufgabe aller Akteur*innen hinter den Initiativen. Und die Sichtbarkeit von Kassel und Nordhessen mit der vielfältigen und tatkräftigen Unterstützungsstruktur für Startups zu erhöhen ist die gemeinsame Aufgabe aller Agierenden hinter den Initiativen und dafür sind diese so wichtig.
Anfang April ist das neue Science Park Magazin erschienen, erzählen Sie uns etwas mehr darüber.
Kai Lorenz Wittrock: Das Science Park Magazin gibt es in der aktuellen Form seit eineinhalb Jahren – mittlerweile freuen wir uns über die dritte Ausgabe des Magazins. Mit dem Magazin möchten wir natürlich über innovative Teams aus dem Science Park und auch über die Grenzen Kassels hinaus über spannende Entwicklungen in der Startup-Szene in Deutschland und international berichten. In der aktuellen Ausgabe findet ihr Artikel über unsere Startups Veli, retoflow und Yatta. Außerdem dreht sich in dieser Ausgabe mit Interviews mit bettervest Ideengeber Patrick Mijnals, Wiebke Mense vom RKW Hessen und Business Angel Lena Schaumann alles um das Thema Crowdfunding und Startup-Förderung. Wir blicken auf den Startup Hack 2022, den Crowdfunding-Contest Smarte Ideen für Kassel, den Startup Your Idea Contest vom Gateway Exzellenz Start-up Center der Universität zu Köln und auf die push!-Stipendiat*innen des StartHub Hessen zurück. UniKasselTransfer stellt zudem das Projekt „Innovative Hochschule“ vor. Wir freuen uns, mit dieser Ausgabe die Auflage vervierfacht zu haben und so die Arbeit des Science Parks noch weiter verbreiten zu können.
Am 30. Juni findet ab 15:00 Uhr das Science Park-Sommerfest 2023 mit After-Work-Party statt. Was erwartet Ihre Gäste?
Jörg Froharth: Die Gäste erwartet ein vielseitiges Programm mit und von den Startups des Science Parks. Wir öffnen ab 15:00 Uhr unsere Türen nicht nur für Gründungsinteressierte, Studierende, Unternehmer*innen und Kund*innen, sondern auch für Familien und Freunde. Es soll allen die Möglichkeit geben, die Angebote des Science Parks und unsere Startups persönlich kennenzulernen. Das kann bei Probefahrten mit dem Lastenrad, bei spannenden Vorträgen, beim Ideenworkshop für Studierende und Gründungsinteressierte in unserem CoCreationLab oder an den zahlreichen Infoständen mit Mitmachaktionen und Gewinnspielen der Teams sein. Für das leibliche Wohl sorgt unsere Dépa-Forschungskantine und von 19:00 bis 24:00 Uhr wird es eine After-Party im Foyer mit DJ Phunky Phil geben.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Jörg Froharth: Ganz klar die Zusammenarbeit mit den Gründerinnen und Gründern. Die spannenden Ideen, die Motiviertheit, die Lösungsorientiertheit und nicht zuletzt die Energie dieser Entrepreneur*innen faszinieren mich seit mittlerweile fast 25 Jahren. Die vielfältigen Wege, die im Gründungsprozess gegangen werden, manchmal auch mit Scheitern und wieder Aufstehen verbunden, gestalten unsere Stadt und unsere Region.
Kai Lorenz Wittrock: Kreativ in einer ausgeprägt inspirierenden Umgebung in meiner Heimatregion Kassel arbeiten zu können und Zukunft mit- gestalten zu dürfen, motiviert mich jeden Tag aufs Neue. In unserer Region hat Gründungskultur Tradition und in vielen Gründungsinitiativen liegt das Potenzial für die Lösung der Herausforderungen unserer Zeit.
Was bedeutet Glück für Sie?
Jörg Froharth: Im beruflichen Kontext: die Zusammenarbeit mit motivierten Teams, die mit ihren spannenden Ideen unsere Welt gestalten. Und auch im privaten Kontext ist es die Lust am Neuen, dann aber eher in der Natur und auf dem Fahrrad.
Kai Lorenz Wittrock: Gemeinsam erfolgreich und sinnstiftend Zukunft zu gestalten, das ist Glück im beruflichen Kontext sowie natürlich – ohne Frage – Zeit mit meiner Familie.
Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Zeit, sind sehr gespannt auf die Weiterentwicklung des Science Parks und freuen uns sehr auf das Science Park-Sommerfest.
>> www.sciencepark-kassel.de | www.wfg-kassel.de | www.fidt.de