Schöne neue Welt der Medizin: Technologische Fortschritte ebnen den Weg für schnellere, bessere Diagnostik und Behandlung.
Die digitale Karte war der Anfang
Informationen und Daten, die nicht mehr mühsam vom Patienten erinnert und den jeweiligen behandelnden Medizinern mitgeteilt werden müssen, sondern in gespeicherter Form zwischen Praxen und Kliniken geteilt werden können, sind seit langem Standard. Zuverlässige, nachprüfbare Auskünfte, die blitzschnell abgerufen werden können, sparen seitdem Zeit und unnötige Untersuchungen.
Weil eine alternde Bevölkerung zumeist mehr medizinische Betreuung erfordert, aber die flächendeckende Versorgung nicht so leicht, beziehungsweise die Patienten nicht unbedingt so mobil sind, ist das Internet ein wichtiger Assistent geworden. Immer mehr Allgemeinmediziner in Deutschland bieten Videosprechstunden an, in denen sich Arzt und Patient über die Handy- oder Computerkamera von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen. Unkompliziertere Beratungen und Diagnosen lassen sich so selbst physisch distanziert stellen und die weitere Betreuung kann diskutiert werden. Rezepte, die als Email-Anhang oder über Apps versandt werden, sind je nach Art der Medikamente in den Apotheken vor Ort oder bei Apomeds DE online zu bestellen. Chats mit den Apothekern sind ebenfalls möglich.
Allein 2022 besuchten bereits fast ein Fünftel der Bewohner Deutschlands ihren Arzt mittels einer Videosprechstunde. Das Interesse an der digitalen Visite nimmt dabei stetig zu.
Die Digitalisierung bietet aber noch ganz andere Möglichkeiten, um das Leben von Patienten und medizinischem Personal zu verbessern.
Virtuelle Konferenzen und Fallbesprechungen erlauben es Medizinern, von einem weltweiten Netz an Experten zu profitieren, und dieses ohne Reisekosten und Zeitaufwand. Künstliche Intelligenz (KI) gilt als eine der bahnbrechendsten Veränderungen sowohl in der Diagnostik wie in der Behandlung.
Der Krebsinformationsdienst zeigt, dass fast eine halbe Million neue Krebs-Patienten jedes Jahr in Deutschland diagnostiziert werden. Während etliche Krebsarten mittlerweile heilbar sind, kommt es zumeist darauf an, wie früh die Krankheit erkannt und behandelt wird. KI soll künftig dabei helfen, unter anderem bei Verdacht auf Lungenkrebs die ersten Scans zu machen und die Ergebnisse auszuwerten. Je nach Resultat übernehmen dann die Experten aus Fleisch und Blut die weitere Diagnose und Therapie.
Erste Studien haben gezeigt, dass die KI nicht nur erstklassig im Scannen und Interpretieren der Bilder ist, sondern dass das System auch erheblich viel Personalzeit und Geld spart und vor allem die Dauer zwischen Verdachtsstellung und endgültigen Resultaten deutlich verkürzt. Der Unterschied kann lebensrettend sein.
Smarte Rechenhirne als Diagnose-Assistenzen werden mittlerweile in vielen Feldern der Medizin entwickelt. Aber auch handgreiflichere Hilfe für die Patienten ist eine Erleichterung, von der vor allem im Operationssaal profitiert wird. Augmentierte Realität, bei der das OP-Team vitale Patientendaten oder die detailgetreue 3D-Nachbildung der Organe direkt auf ein Headset eingespielt bekommt, erleichtern die Eingriffe selbst für die erfahrensten Chirurgen.
Roboter, die Skalpelle reichen oder ferngesteuert Schnitte ausführen, erlauben eine für Menschen unmögliche dauerhafte Präzision. Zitternde Hände, Schweißtropfen, die die Sicht behindern oder Nervosität sind den Robotern unbekannt.
Die digitale Seite in der Medizin nimmt mit jeder technologischen Neuerung an Bedeutung zu. Bei der Prävention fängt das an. Wearables in Form von Smartwatches und anderen Geräten, die vitale Werte registrieren und unter anderem Unregelmäßigkeiten im Herzrhythmus oder bei der Blutsauerstoffversorgung erkennen können, sind in Deutschland bereits millionenfach im Einsatz. Immer mehr Apps erlauben die einfache Speicherung dieser selbsterfassten Werte und gegebenenfalls die Weiterleitung an den Arzt. Der kann dann feststellen, ob ein Termin zur Vorsorge erforderlich ist.
Die digitalen Daten mit der Vorgeschichte und anderen Informationen werden fürs Screening herangezogen, die den Medizinern erste Schlussfolgerungen erlauben. Je nach Ergebnis folgt dann die Diagnostik, bei der je nach Fall KI zur Unterstützung und automatisierten Bildanalyse hinzugezogen werden kann.
Im Therapiebereich liegt der digitale Schwerpunkt auf Operationsrobotern und augmentierter Realität, die als ergänzende Information sichtbar gemacht wird.
Im Nachsorgebereich kommt die Künstliche Intelligenz ebenfalls zum Einsatz, um die weiteren Schritte wie Kontrolluntersuchungen und Medikamentengabe zu verwalten. Menschliche Irrtümer, verlegte Akten oder vergessene Termine sollen damit ein Ding der Vergangenheit sein.
Nicht alle Patienten vertrauen allerdings der sich stetig weitentwickelnden Technologie. Computerglitche, gehackte Daten und mehr sind Knackpunkte, die Misstrauen auslösen können.
Dass die digitale Medizin dennoch einen wichtigen Platz hat, ist selbst bei vielen Skeptikern unumstritten, auch wenn sie die Nutzung von Apps nicht mit dem Einsatz von OP-Robotern gleichsetzen.
Das gleiche gilt auch für die Internetrecherche. Das vom Gesetzgeber festgeschriebene nationale Gesundheitsportal, in dem sich die Leute wissenschaftlich fundierte Informationen rund um Krankheitsbilder, Symptome und mögliche Behandlungen holen können, ist mittlerweile ein wichtiges Standbein, wenn es um die Zukunft der digitalisierten Medizin geht.
Dahinter stehen allerdings weiterhin Menschen. Rechner und Roboter bleiben auch in der schönen neuen Medizinwelt nur die Assistenten, wenn es um die Gesundheit geht.