
In unserer Rubrik „3 Fragen an …“ stellen wir euch Menschen aus Kassel und Nordhessen vor, die durch ihr persönliches und berufliches Engagement, ihr Talent oder ihre Kreativität, ihr Leben und Wirken in Kassel und Nordhessen auffallen. Diesmal gingen unsere Fragen an Marcus Leitschuh. Er ist nicht nur Rektor an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Immenhausen, sondern engagiert sich in Kassel auch ehrenamtlich in politischen und kirchlichen Angelegenheiten. Als CDU-Stadtverordneter setzt er sich besonders mit kulturpolitischen Themen auseinander – als Delegierter im Zentralkomitee der deutschen Katholiken oder beim Synodalen Weg mit kirchlichen.
Was sind deine Aufgaben als Delegierter?
Kirche hat den Auftrag, die zeitlose Liebe Gottes in die konkrete Lebenszeit der Menschen zu übersetzen, zu verheutigen. In heutiger Sprache, zu unseren Themen, weil wir im Hier und Jetzt leben und Gott uns ganz konkret meint und bereichern, helfen will. Aber Kirche konserviert zu oft Tradition um der Tradition willen. Ich will nicht, dass Kirche zum Museumsförderverein wird. Dafür engagiere ich mich auf lokaler und bundesweiter Ebene. Ich glaube, da kann ich etwas Sinnvolles und Gutes tun. Durch mit-reden, schreiben, debattieren und entscheiden.
Du gestaltest das Programm in der Elisabethkirche Kassel aktiv mit. Warum ist dir das wichtig?
Als Mensch und Kulturpolitiker ist mir auch das eigene praktische Tun wichtig. Ob nun im Karneval, seit Jahren mit der kolloborativen Facebookseite und -gruppe „Kultur in Kassel“ und in meiner Heimatgemeinde, der Elisabethkirche. Wir haben durch Ausstellungen und Konzerte die Elisabethkirche zu einem Kreativ-, Gebets- und Kulturort für alle Menschen in der Stadt gemacht. Sie ist täglich zum Gebet und für Gottesdienste in unterschiedlichen Sprachen offen, aber auch für Kultur. Besonders stolz bin ich auf die Reihe Kultur.Liebe.Hoffnung. Während Corona haben wir die Kirche zweimal wöchentlich Kulturschaffenden kostenlos zur Verfügung gestellt. Wir geben jungen Künstler*innen Chancen. Bis Juli spielen bei uns donnerstags um 19 Uhr Studierende der Musikakademie der Stadt Kassel „Louis Spohr“ eine halbe Stunde. Sie sammeln wichtige Aufführungserfahrungen und wir bieten den Passanten in der Innenstadt etwas Gutes. Es geht immer um Dialog. Unverzweckt, kreativ, offen. Ein Kirchenraum ist kein herkömmlicher Konzertsaal, hier begegnen sich Menschen anders. Es geht um Spiritualität, einen Ort fürs echte Menschsein und auch etwas über uns hinaus. Für viele Menschen passiert das in der Liturgie, für andere beim Hören der „Sunrise Mass“ mit dem Kasseler Konzertchor, einer Performance von „Studio Lev“ oder Ursel Schlicht, bei Musik von „Call Us Janis“, bei Kunst im documenta-Sommer oder wenn Matthieu Götz und Thorsten Teubl das Tanztheater „logos:orfeo IV – Rückkehr“ in der Kirche entwickeln.
Woher nimmst du die Energie für so viele unterschiedliche Projekte?
Mitermöglicher von Kultur zu sein beschenkt durch zufriedene Kulturschaffende und dankbare Gäste. Ich tanke auf in meinem Kleingarten, den schon mein Opa hatte. Heute ist er mein Rückzugsort. Ein Garten, wild, naturnah, verspielt, märchenhaft und tatsächlich mit einem Gartenzwerg. Ich mag kreative Vielfalt und bunte Mischungen im Leben.