© Nils Klinger
Spontan in die Oper gehen – das ist bei „Carmen“ in der Raumbühne ANTIPOLIS derzeit kaum möglich. Die Inszenierung ist Vorstellung für Vorstellung ausverkauft, regelmäßig muss das Kassenpersonal Besucher:innen wieder nach Hause schicken. Um dem Publikumsandrang gerecht zu werden, wurde inzwischen eine zusätzliche Aufführung angesetzt. Nach den Statistiken der Kasse ist „Carmen“ seit 2008 – weiter reichen die Statistiken nicht zurück – die Opernproduktion mit der höchsten Auslastung, an die selbst die „Ring“-Vorstellungen nur knapp heranreichen. Eine 100-prozentige Opernauslastung ist nicht nur für Kassel sensationell, sie dürfte allgemein im Stadttheaterbetrieb Seltenheitswert haben. Offenkundig bietet das Staatstheater Kassel mit der spektakulären Raumbühne ANTIPOLIS und Florian Lutz’ Inszenierung eine Opernerfahrung, die sowohl treues als auch neues Publikum anzieht. Und mit Mozarts „Don Giovanni“ ab 16. Dezember in einer völlig verwandelten, geradezu hypnotischen Bühnengestaltung dürfte das Interesse groß bleiben. Auch Schauspiel, Tanz, Konzert und JUST+ erweisen sich zurzeit als Publikumsmagnete: Die Gesamtauslastung mit über 85 Prozent im November war im Vergleichszeitraum von 2008 bis heute noch nie so hoch wie aktuell; die höchste Auslastung in den vergangenen 15 Jahren zur selben Zeit betrug 78 Prozent.
Mehr noch: Markus Hellwig, Leiter des Abonnementbüros und der Kasse, verweist auf deutlich steigende Abozahlen, ganz entgegen dem allgemeinen Trend: Rund 900 Abonnements seien in dieser Spielzeit neu gebucht worden. Auch 1200 verkaufte Theatercards, die den Besuch zum halben Preis ermöglichen, zeigen das gewachsene Interesse an den Angeboten des Staatstheaters Kassel. Einen großen Anteil daran habe sicherlich die Raumbühne, meint Hellwig, aber auch das hohe Niveau der Ensembles und die Spielplangestaltung aller Sparten. Und schließlich sorgt die Vermittlungsarbeit des Jungen Staatstheaters + dafür, dass auch junges Publikum vermehrt den Weg ins Staatstheater findet. „Wie so viele Theater haben auch wir einen Publikumsschwund nach Corona befürchtet“, sagt Hellwig. „Es ist großartig, dass nun das genaue Gegenteil eingetreten ist“.