Foto: © Tizian Haas / nh
Seit einem Jahr geht das Team des Produzenten- und DJ-Kollektivs ‚Schallfabrik‘ einmal im Monat aus zur Zeit geschlossenen Kasseler Locations mit einer Techno-Nacht „auf Sendung“, die um die 8000 Mal aufgerufen wird. „Diese Zeit verlangt Gästen, Künstlern und Clubbesitzern so einiges ab. Wir wollen versuchen, Lebenszeichen aus der Szene in die Szene zu senden“, sagt Norman Müller, renommierter Techno-Produzent und als DJ ein Teil des Kollektivs, zu dem außer ihm noch die DJs Kupfersulfat, Rave Dave und Tizian Haas sowie Anna Schmidt als ‚Seele‘, die im Hintergrund alles zusammenhält, gehören. Große Namen der Kasseler Techno-Geschichte, die in den vergangenen Jahren für aufregende Raves im A.R.M., Unten, Panoptikum, Wiese und der Weinkirche gesorgt, aber Techno made in Kassel auch überregional auf Techno-Festen in der bunten Republik präsentiert haben ... und dies auf eine gewisse Art und Weise auch während der Pandemie weiter pflegen. Eine Idee, die aus der Not geboren wurde und zunächst auch gar nicht langfristig angelegt war. Die Schallfabrikler hätten, bevor es zu den Sommer Open Airs gegangen wäre, am 28. März 2020 im Unten das im Vorfeld groß beworbene und von der Szene heiß erwartete Finale ihrer Winter-Sessions gefeiert. Das aber verhinderte der sechs Tage zuvor verkündete 1. Lockdown. Nicht ganz, denn die Vorbereitungen waren so weit gediehen, dass man nicht ersatzlos darauf verzichten mochte und deshalb den Rave ohne Publikum aus dem Unten in die Wohnzimmer der Raver übertrug.
Das kam gut an, sodass man beschloss, am Streaming-Verfahren zu feilen und dessen Möglichkeiten optimal auszuschöpfen – mit 12-stündigen Sets, jeweils am letzten Samstag eines Monats. Mittlerweile können über die FB-Seite der Schallfabrik über 120 Stunden Live-Techno-Sessions abgerufen werden, aus wechselnden Kasseler Locations, da man zeigen will, dass es die immer noch gibt. Hinzu kommen acht Stunden Video-Pott-Casts (da die Gespräche auf Toiletten stattfinden) mit anderen DJs und Clubbetreibern und wer Raves der Schallfabrik kennt, der weiß, dass immer alles mit großer Sorg- und gestalterischer Vielfalt produziert wird. „Ich finde es wirklich schade, dass die tollen Momente während den Produktionen nicht alle gemeinsam erleben können, wir tun aber unser Bestes, um die Leute so nah wie möglich an das Geschehen heranzuholen“, sagt Rave Dave, ein DJ, dessen Fröhlichkeit auch in diesen Zeiten positiv ‚ansteckt‘.
Die Techno-Künstler tun alles, um den Hauspartys das bestmögliche Club-Feeling zu liefern. Dazu wird der Hintergrund hinter den DJs club-like dekoriert, zuletzt sehr eindrucksvoll von Vanessa Vantec (Panoptikum), Kameraeinstellungen gibt es aus verschiedenen Blickwinkeln, wobei das Objektiv dem DJ auch mal genau auf die Finger schaut – es ist zu 75 %, als wäre man live vor Ort. Das honorieren auch die Gäste, u. a. waren schon dabei Zoka, Dr. Motte, Berk Offset (Cannibal Cooking Club), Willy Elliott (Snüd), die E-Oma und Der Schmeisser. „Strömos Grandiosos Raves“ werden unter strikten Corona-Auflagen durchgeführt: Es sind nie mehr als fünf Beteiligte zur gleichen Zeit im Raum. Wer nicht im Bild ist, trägt eine Schutzmaske und hat sich am Einlass testen lassen. Ein Wiedersehen und -hören gibt es am 29. Mai von 18 bis 6 Uhr.