Solarenergie, Klimabildung und Handwerk verknüpfen: Dieses Vorhaben wurde im Rahmen einer Projektwoche Anfang Juli an der Herderschule in Kassel umgesetzt. Ganz konkret heißt das: 21 Oberstufenschülerinnen und -schüler sind gemeinsam mit ihrer Schule einen wichtigen Schritt Richtung Klimaneutralität gegangen und haben eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach ihrer Schule installiert.
An einem sonnigen Donnerstagvormittag herrscht auf der Baustelle reges Treiben. Gerade sind die Schülerinnen und Schüler dabei, die Module auf den Trägern zu befestigen und Kabel zu verlegen. „Ich habe letztes Jahr schon in der PlanAG mitgearbeitet und wollte das jetzt auch mal ins Praktische umsetzen“, erzählt Schüler Nils. Sein Mitstreiter Silvan ergänzt: „Genau, es macht Spaß den Fortschritt zu sehen. Ich könnte jetzt auch in den Bücherclub gehen – aber hier macht es mehr Spaß“. Diese Berichte zeigen, was auch der Verein SoLocal Energy aus Kassel anstrebt: Der wichtigste Aspekt an dem Projekt ist der Spaß bei der praktischen Erfahrung und der Wissenszuwachs, der daraus resultiert. SoLocal Energy hat sich als Kollektivbetrieb für Photovoltaik dem gemeinschaftlichen Selbstbau von Solaranlagen sowie der Klimabildung verschrieben und leitet die Schülerinnen und Schüler bei dem Bau der Anlage an. In diesem Rahmen haben die Teilnehmenden im Vorhinein in gesonderten Unterrichtseinheiten die Grundlagen der Solartechnik erlernt. Auf dem Dach zeigt sich nun, dass die Verbindung von Pädagogik und Handwerk sehr gut funktioniert.
Die Anlage umfasst 138 Module mit einer Leistung von rund 55 Kilowatt. Damit kann die Schule nahezu ein Viertel ihres Stromverbrauchs selbst decken. So werden im Jahr ca. 21.500 kg CO2 Emissionen eingespart – das entspricht der Menge, die elf Autos über ein 1 Jahr lang ausstoßen. Bei einer Mindestlaufzeit der PV-Anlage von 20 Jahren spart die Schule so 430 Tonnen CO2 ein.
Auch der stellvertretende Schulleiter Johannes Werner ist erfreut über das Engagement der Schülerschaft. Er hatte die zündende Idee, als er auf der Suche nach geeigneten Flächen für eine eigene Photovoltaikanlage war: „Dabei habe ich mir gedacht, hier auf dem Schuldach ist so viel Platz, warum sollen wir das nicht hier gemeinsam mit den Schülern und Schülerinnen umsetzen?“ Das Vorhaben wird vom Landkreis Kassel als Schulträger tatkräftig unterstützt, indem verschiedene Institutionen zusammenarbeiten. So fungiert die Planungs- und Betriebs GmbH als Investor und Betreiber der Anlage und erhöht damit den Anteil regenerativer Energien an der Schule. Die Energieagentur Energie 2000 wiederum übernahm die Projektkoordination und stand bei der Planung beratend zur Seite. Den Netzanschluss übernimmt ein regional ansässiges Unternehmen, die Firma Öko-Tronik aus Felsberg.
Die Herderschule kann mit diesem Vorstoß als Pionierin gesehen werden. Auch die Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises, Silke Engler, ist begeistert bei der Besichtigung des Projekts: „Hier bekommen die Schüler und Schülerinnen einen Plan für das echte Leben und können gleichzeitig erfahren, was in beruflicher Perspektive alles möglich ist.“ Die Anlage wird spätestens zum Ende der Sommerferien in Betrieb gehen und es hat bereits eine weitere Schule des Landkreises Interesse bekundet. Es scheint ganz so, als ob Selbstbau-Solarprojekte in Zukunft Schule machen würden.