Mit Rückenwind noch schneller: der Citroen 2 CV, immer noch ein Hingucker. © Günther Schneider auf Pixabay
Glück gehabt! Morgen dürfen wir wieder einmal in ein richtiges Theater gehen, in eine analoge Aufführung mit Publikum. Im Berliner Ensemble wird "Panikherz" von Benjamin Stuckrad-Barre gegeben. Wir freuen uns wie Bolle, hätten aber alles genommen und hatten beim Ticket-Roulette Glück. Denn frau*man kann nicht einfach eine Bestplatz-Buchung vornehmen, sondern muss sich aus dem Saalplan einen Sitz raussuchen. Wenn jemand anders schneller war - Pech gehabt. So gingen wir beim Test-Konzert der Philharmoniker leer aus und konnten erst beim zweiten Theater-Abend am Sonnabend zuschlagen. Einfach hingehen, ist natürlich nicht in C-Zeiten. Morgen früh müssen wir zum Schnelltest, und wenn der positiv ausfällt, beginnt das übliche Procedere: PCR-Test und Selbstisolation. Spannender war Theater noch nie vor einer Aufführung.
Auf der großen Bühne der Politik gibt es derzeit vor allem eine Verliererin: die Christlich Demokratische Union. Im aktuellen ARD DeutschlandTrend stürzt die CDU auf 29% ab; es scheint sich zu rächen, dass Personalentscheidungen zu spät oder falsch fallen. In Amerika ist die Amtszeit des Präsidenten auf maximal zwei Amtsperioden begrenzt; deswegen werden die Inhaber (bis jetzt waren es nur Männer) nach einer Wiederwahl auch als Lame Duck bezeichnet. Nun ist Angela Merkel natürlich keine Lahme Ente, aber sie stellt sich bekanntlich im Herbst nicht mehr zur Wiederwahl - und hinterlässt so ein Machtvakuum. Wäre sie - Gründe hätten sich finden lassen - vor zwei Jahren zurückgetreten, hätte sich ein*e Nachfolger*in längst eingearbeitet und könnte vom sog. Amtsbonus zehren.
Genau vor einem Jahr hielt die Kanzlerin ihre beeindruckende Fernsehansprache anlässlich der COVID-19-Pandemie; seither ist viel passiert und schief gelaufen für die Menschen draußen im Lande. Kommunikation und Krisenmanagement lassen inzwischen sehr zu wünschen übrig, wie die Neue Osnabrücker Zeitung bilanziert: „Dass man die Briten oder Russen beneidet, wer hätte das vor einem Jahr gedacht? Die einen impften zuletzt unerschrocken weiter, die anderen hatten als Erste überhaupt einen ganz anderen Impfstoff registriert. Die Abweichungen der Ergebnisse waren am Ende gering, aber über alle machte halb Deutschland sich lustig. Oder die Amerikaner und Israelis: Als die Behörden in Europa noch prüften und prüften, waren die Genehmigungen dort längst erteilt. Aber die Impfstoffe für die EU, die sollten ja unbedingt am sichersten sein. Nun zeigt sich: Sie sind es nicht. Zumindest nicht in dem Maße, wie das Volk es hatte glauben sollen. Die Reaktion kann man hysterisch finden oder die Vorsicht richtig, es ändert nichts am katastrophalen Gesamtbild.“ Trösten wir uns mit den Worten des Fußball-Philosophen Jürgen Wegmann: "Erst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu."
Erk Walter
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