© Rolf Hiller
Neues Jahr. Neues Glück.
Fondue mit zwei Töpfen und Abstand - Silvester in Zeiten der Pandemie. Wir verbringen den letzten Abend eines denkwürdigen Jahres mit einer Freundin und sind um Mitternacht überrascht, wie viel doch geböllert wird. Die Leute haben das Zeug wohl gebunkert oder sich die Kracher in Polen auf den grenznahen Märkten besorgt. Nachts bleibt es ruhig; irgendjemand muss es aber noch um 4 Uhr in der Frühe krachen lassen. Grund zur Vorfreude auf das Neue Jahr besteht allemal, denn auch in Deutschland haben (endlich) die Impfungen begonnen - und damit lebhafte, teils erbitterte Diskussionen, ob und wann den Geimpften ihre Persönlichkeitsrechte wieder in vollem Umfang zustehen. Warum sollen nicht im Frühsommer Gastronomen oder Veranstalter eine Corona-Impfung verlangen? Das regelt die Vertragsfreiheit; wir kommen schließlich auch nur ins "Berghain", wenn dort aktuelle Kunst (Gewinner) gezeigt wird.
Alle haben sich mit dem Leben in der Pandemie arrangiert. Corona-Leugner gehen nicht nur auf die Straße, sondern fahren munter Ski oder lassen es sich auf den Kanaren gut gehen. Man gönnt sich ja sonst nichts! Den Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Welle bringt "Der Standard" aus Wien knapp auf den Begriff: "Geklatscht wird schon lange nicht mehr." Dabei stößt das deutsche Gesundheitssystem bald an seine Grenzen: es fehlt überall Personal, in einigen Regionen gibt es nicht mehr genügend Intensivplätze für Beatmungspatienten, die Triage droht. Um so dringender brauchen wir das Vakzim, den Impfstoff, der uns aus der Krise bringt, nachdem sich die Corona-App als "Flop mit Ansage" (Harald Martenstein) herausgestellt hat.
Auf jeden Fall wird die Bewältigung der Pandemie teurer, sehr teuer, viel teurer als gedacht. Schwindelerregende Zahlen kursieren: die Neuverschuldung soll im nächsten Jahr um 180 Milliarden € steigen, wenn's denn reicht, und die EU hat gar ein Rettungspaket über 750 Milliarden € verabschiedet. Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, und deshalb ist es an der Zeit, über eine Vermögensabgabe nachzudenken. Im Bundestag hat Kanzlerin Angela Merkel diese einmalige Abgabe für Spitzenverdiener und Wohlhabende strikt abgelehnt, obwohl viele von ihnen zu den Corona-Gewinnern zählen. Warum eigentlich? Weil 2021 sechs Landtagswahlen und die Bundestagswahl anstehen. Geben ist eben seliger als nehmen.
Erk Walter
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