© Guido Schröder
Bastian Bielendorfer ist Comedian, Autor, Moderator und Podcaster und seit 2023 mit seinem neuen Programm „MR. BOOMBASTI – In seiner Welt ein Superheld“ in über fünfzig deutschen Groß- und Kleinstädten unterwegs – allein das ist boombastisch. 2018 begann Bielendorfer mit dem Podcast „Alliteration Am Arsch“ mit seinem Freund Dr. Reinhard Remfort. Seit 2019 podcastet er zusammen mit Özcan Cosar unter dem Titel „Bratwurst und Baklava“ für RTL+. Beide Podcasts gehören mittlerweile zu den erfolgreichsten und reichweitenstärksten Podcasts in Deutschland. Und noch mehr Erfolge: Bestsellerautor. Ausverkaufte Tournee. Eigene TV-Show. Aber Bastian Bielendorfer hatte keine guten Startbedingungen – aufgewachsen in einer Lehrerdynastie im tiefsten Ruhrpott, ein dicker Junge mit Pagenschnitt und einem Sigmatismus – und trotzdem hat selten jemand aus so wenig so viel gemacht.
Du hast selbst Lehramt studiert und das Studium abgebrochen. Warum?
Ich habe Lehramt studiert, weil ich nach der Schule absolut nicht wusste, was ich mit meinem Leben machen sollte und dann, wie so viele, gedacht habe, dann studiere ich halt meine LKs auf Lehramt. Ich habe aber nach sechs Semester im pfiffig benannten „PEP“, dem Pädagogischen Einführungspraktikum“, gemerkt, dass ich keine 40 Jahre an einer deutschen Gesamtschule durchhalten werde, ohne eine Krise zu bekommen. Ich habe großen Respekt vor allen Lehrern, die den Job heute noch mit Herzblut machen, ein inspirierender Lehrer kann unfassbar wichtig sein für die Entwicklung eines Schülers.
Das Thema Schule ist ein wichtiger Bestandteil deiner Programme und Bücher. Liegt das an deiner Familie?
Ja klar, meine Mutter war Lehrerin an meiner Grundschule, mein Vater war Lehrer an meinem Gymnasium und mein Onkel war der Direktor.
Allerdings beschäftige ich mit in meinem Programm „Mr. Boombasti“ fast gar nicht mehr mit dem Thema Schule, ich bin mittlerweile 40 und mein Abi über 20 Jahr lang her. Trotzdem geht das Label „Lehrerkind“ nie wirklich weg und ich kann damit gut leben.
Wenn du an deine Schulzeit zurückdenkst, was wirst du nie vergessen?
Wenig Positives, wenn ich ehrlich bin. Ich habe viel Mobbing erlebt, ich war dick, lispelte, habe mich nicht für Fußball interessiert (in Gelsenkirchen!) und war dann noch der Sohn des Lehrers aus der Parallelklasse. Keine sonderlich guten Startbedingungen, meine Kindheit stand unter dem Motto „Lerne leiden ohne zu klagen.“
Es gab natürlich auch Schönes, ich hatte einen Deutschlehrer, der noch den dümmsten Betonschädel für Literatur begeistern konnte und dem ich sicher zum Teil verdanke, dass ich mittlerweile fünf Bücher geschrieben habe.
Was inspiriert dich?
Meist der Alltag. Die wirklich komischen Absurditäten sind nichts Besonderes, sondern die Kleinigkeiten, die wir jeden Tag erleben. Die Reihe von schweigenden Männern, die mit den Taschen ihrer Partnerinnen auf dem Schoß vor der H&M-Kabine sitzen.
Die deutsche Bahn, bei der man zielsicher den Anschluss verpasst. Es muss gar nicht das Besondere sein, im Alltag liegt so viel Absurdität, so viel Komisches, wir sehen es nur oft nicht.
Wie dürfen wir uns einen normalen Arbeitsalltag vorstellen?
Einen normalen Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Das ist oft ein Vorteil, weil es spannend bleibt, aber manchmal auch anstrengend, weil mein Leben immer unstet ist. Entweder bin ich auf Tour, drehe für „Bratwurst und Baklava – Die Show“, schreibe oder nehme meine beiden Podcasts (Alliteration am Arsch und Bratwurst und Baklava) auf. Ich liebe meinen Job, aber einen Alltag kenne ich nicht.
Worauf bist du besonders stolz?
Ich hoffe, dass ich trotz der Dinge, die mir passiert sind, und dem Erfolg, den ich bisher haben durfte, immer noch ein normaler und netter Mensch bin. Ich habe die gleichen Freunde, die ich schon in meiner Grundschulzeit hatte, lebe ein ganz normales Leben abseits des Showbusiness und bringe meinen Müll immer noch alleine raus.
Was bedeutet Glück für dich?
Ruhe. Mein Job ist so schnell und oft so stressig, dass einfach an einem komplett freien Tag auf meinem Balkon sitzen und auf den Dom gucken, den ich am Horizont sehen kann, für mich schon Glück ist. Ich brauche keinen großen Tamtam, ich bin, ehrlich gesagt, glücklich, wenn ich eine schöne Zeit mit meiner Frau und meinen Freunden haben kann.
Wir bedanken uns ganz herzlich für deine Zeit und freuen uns auf einen grandiosen Superhelden-Abend in Göttingen.
›› www.bastianbielendorfer.de | www.mitunskannmanreden.de
„MR. BOOMBASTI“ alias Bastian Bielendorfer 14. September 2024, Göttingen, Sheddachhalle