© Karl Grünkopf
Klima-Alarm in der Deutschen Bahn. Ein Wagen musste geräumt werden.
Alles so schön warm hier! Ich hatte schon eine Vorahnung, als ich mich in den Großraumwagen setzte. Kaum hatte ich meinen Imbiss ausgepackt, scheuchte uns die resolute Zugbegleiterin in einen anderen Wagen - unserer musste wegen des Ausfalls der Klimaanlage geräumt werden. Zum Glück war dieser ICE nicht voll besetzt, so dass wir alle unterkamen. Das ist nicht immer so, und bekanntlich hat man in den Zügen der Deutschen Bahn nur einen Beförderungs-, aber keinen Sitzplatzanspruch. Das hat den Vorteil, dass man noch rasch buchen oder nachlösen kann, hat aber den Nachteil, dass die Bahn ihre Kunden nicht kennt, anders als im Flugzeug. Warum das so ist, wissen bestimmt irgendwelche Mitarbeiter:innen im verschachtelten Staatskonzern, der hunderte von Tochterfirmen sein eigen nennt und seit Jahrzehnten von Krise zu Krise taumelt. Ausgefallene Klimaanlagen und geräumte Wagen sind da noch das kleinste Problem. Als Vielfahrer bewundere ich immer wieder die Chuzpe der Verantwortlichen - bis 2030 wollen sie doppelt so viele Fahrgäste transportieren (!) wie jetzt.
Es drohen bald ganz andere gesellschaftliche Herausforderungen, sollte Zar Putin nach der jährlichen Wartung nicht wieder Gas durch die Pipeline Nordstream 1 liefern. Dass diese Möglichkeit von der deutschen Politikerzunft nicht ins Kalkül gezogen wurde, überrascht und könnte die Bundesrepublik Deutschland noch weiter spalten.„Sollte es zu einem Totalausfall russischen Gases kommen“, räsoniert die Neue Osnabrücker Zeitung, „sieht Wirtschaftsminister Habeck ein ‚Albtraum-Szenario‘ aufziehen, das die Gesellschaft vor eine Zerreißprobe stellt. Bundeskanzler Scholz und seine Ministerriege haben in ihrem Amtseid geschworen, alle Kraft zum Wohle des Volkes einzusetzen und Unheil von Deutschland abzuhalten – und nicht, Ordnung und Freiheit anderer Länder um den Preis eigenen Wohlstands und Stabilität zu verteidigen.“ (11.07.22) Nach fast fünf Monaten Krieg in der Ukraine ist es an der Zeit, Fragen zu stellen: Wie lange kann die Ukraine der russischen Überlegenheit noch standhalten? Was wären die Bedingungen für einen Waffenstillstand? Wer würde einen Status Quo garantieren?
Inzwischen haben wir begriffen, dass China, Indien und der Globale Süden den russischen Überfall auf die Ukraine anders bewerten als wir. Über 800 Millionen Menschen auf der Welt müssen hungern - wo es ums schiere Überleben geht, hat die Verteidigung der Demokratie in der Ukraine keine Chance. Um so wichtiger, dass wir uns nicht unsere Duschgewohnheiten vorhalten, sondern sofort tun, was wir tun können. Die Bundesregierung könnte die Mehrwertsteuer bei Gemüse und Obst auf Null setzen, das Dienstwagenprivileg abschaffen und endlich ein Tempolimit beschließen. Eine Beschränkung der Geschwindigkeit auf 130 km/h spart nach Berechnungen des Bundesumweltamtes jährlich 600 Millionen Liter Kraftstoff ein. Einige fahren schon jetzt freiwillig nicht schneller oder haben ihren Fleischkonsum reduziert. Die Hälfte der Getreideernte hierzulande wird ans arme Vieh verfüttert, ein Gutteil landet als Bioethanol in Autotanks. Daran wird sich nichts ändern, solange die FDP in der Regierung die Vernunft ad absurdum führt. Packen wir es selber an!
Erk Walter
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