© Karl Grünkopf
Endlich dürfen sie wieder konzertieren: die Künstlerische Leiterin von Krzyżowa Music Viviane Hagner (Violine), Pablo Barragán (Klarinette), Anna Maria Wünsch (Viola) und Alexey Stadtler (Violoncello) spielen eines der letzten Werke von Penderecki.
Positiv gestimmt & negativ getestet machen wir uns auf den Weg nach Krzyżowa. Dass dieses bemerkenswerte Kammermusik-Festival im früheren Kreisau heuer überhaupt stattfinden kann, grenzt an ein Wunder. Alle Gäste aus dem Ausland haben vorher einen Corona-Test gemacht; das gleiche gilt für die Künstler & Techniker. Per Kurier werden unsere Proben am Montag nach Hamburg gebracht; am Mittwoch um 7.32h haben wir eine Mail von Centogene im Postfach. Gespannt im Netz das Ergebnis aufgerufen - wir dürfen fahren. Was so einfach klingt, ist mit hohem logistischen & kommunikativen Aufwand verbunden. Immer wieder tauchen Fragen auf, die zum guten Teil vom General Director von Krzyżowa Music, Matthias von Hülsen, persönlich zu klären sind.
Das Eröffnungskonzert findet in diesem Jahr auf der großen Wiese vor dem Schloss in Krzyżowa statt. Eigens wurde eine Bühne aufgebaut, und die Tontechniker haben ganze Arbeit geleistet: der Sound ist hervorragend. Das Publikum wird in zwei Gruppen geteilt - die Getesteten und die Maskierten. Wir bekommen ein Testbändchen und suchen uns einen Platz; alle Stühle sind im Abstand von einem Meter gestellt. Ein herrlicher Sommerabend, die Vögel zwitschern, und die Spannung konzentriert sich jetzt ganz auf die Musik. Auf die wunderbare Cello-Sonate von Beethoven (op. 102) folgt ein zartes Klarinetten-Quartett des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki (1933 - 2020), eines seiner letzten Werke von 1993, das ganz behutsam mit dem letzten Satz „Abschied“ schließt.
Mit Brahms endet der erste Abend, und wir werden Reihe für Reihe zum Büffet geleitet - bunte Fähnchen trennen die beiden Gruppen. Alles ist nach Plan verlaufen, die Musiker*innen, die zum Teil das erste Mal seit März wieder vor Publikum gespielt haben, wirken wie befreit - allenthalben ist Erleichterung zu spüren. Aber unsere Gedanken & Gespräche kreisen auch schon wieder um die Pandemie, denn morgen steht der nächste Testlauf an. Im Gästehaus an der berühmten Friedenskirche von Świdnica, wo wir wieder untergekommen sind, teile ich noch Mundspatel aus, die ich in der Apotheke besorgt hatte. Wenn wir das nächste Test-Ergebnis von Centogene - übrigens ein ganz wichtiger Partner des Festivals - bekommen, sind wir vielleicht schon wieder in Deutschland. Mit positiven Erinnerungen an eine denkwürdige Reise zur sechsten Auflage von Krzyżowa Music.
Erk Walter
Weitere Beiträge https://wahnundwerk.blog