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Mit dem Rad bei angenehmen Temperaturen zum Tipi am Kanzleramt. Dort steht der Longseller des Hauses wieder auf dem Programm: das Musical “Cabaret”, das am 20.11.66 Premiere am Broadway feierte und mit Liza Minelli in der Hauptrolle von Regisseur Bob Fosse verfilmt wurde. Bei der Wiederaufnahme in der größten stationären Zeltbühne Europas tut sich das Ensemble schwer – es fehlt der Drive. Hölzern und langatmig werden die Sprechtexte aufgesagt; die ersten neunzig Minuten ziehen sich. Der Conférencier, Sally Bowles und die gut aufgelegte Band beeindrucken, schaffen es allein aber nicht, die Stimmung zu heben. Nach der Pause nimmt die Inszenierung Fahrt auf – existentielle Fragen im Deutschland des beginnenden Faschismus der frühen 1930er Jahre bestimmen nun die Handlung. Wie geht’s weiter? fragt sich die Pensionsbesitzerin und löst ihre Verlobung mit dem jüdischen Gemüsehändler, der die Welt nicht mehr versteht. Sally Bowles lässt ihr Kind des amerikanischen Schriftstellers abtreiben und denkt nur an ihr Engagement im Kit Kat Club; Clifford Bradshaw reist allein ab.
Die Aktualität des Musicals ist beklemmend. Nach 23 Uhr steigen wir wieder auf unsere Räder – das Kanzleramt ist dunkel. Olaf Scholz funkt aus dem Urlaub in die wieder öffentlich ausgetragenen und damit quälenden Debatten um den Haushalt 2025. Dass das Geld nicht reichen wird, liegt auf der Hand; um so mehr dreschen die Ampelkoalitionäre aufeinander ein. Wie Sally Bowles blenden die Koalitionäre die Konsequenzen ihres Verhaltens aus – und spielen den Populisten von rechts und links in die Hände. In einem Offenen Brief warnen inzwischen frühere DDR-Bürgerrechtler vor einer Koalition mit dem BSW nach den Landtagswahlen in Ostdeutschland – Sahra Wagenknecht fungiere als eine Fünfte Kolonne Putins. Um so mehr müssen sich die wahrhaft demokratischen Parteien zusammenraufen und untereinander koalitionsfähig bleiben.
Im ARD-DeutschlandTREND August 2024 sprechen sich 56% der Wahlberechtigten in Ostdeutschland für eine Beteiligung des BSW an den künftigen Landesregierungen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg aus. Den Gegenangriff der Ukraine auf Russland – Putin spricht allen Ernstes von einer “groß angelegten Provokation” – wird Sahra Wagenknecht genauso zu nutzen wissen wie die islamistisch motivierten Planungen eines Anschlags auf die Konzerte von Taylor Swift in Wien. „Die weltweit gefeierte Taylor Swift und ihre vor allem weiblichen, jungen Fans verkörpern all das, was Islamisten verabscheuen“, halten die “Nürnberger Nachrichten” fest: „Lebensfreude, Sexualität, Internationalität, frohes Feiern. Genau das hassen manche junge, gewaltbereite Männer – pervertierte Religiosität forciert ihre Wut und liefert ihnen eine Handlungs-Begründung.“ (09.08.24) So verstanden bin ich natürlich ein Swifty.
Erk Walter
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