© Karl Grünkopf
Das Wappen von Hiddensee - in den Farben der Ukraine.
100 Tage dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun schon. Wer hätte am 24. Februar zu prophezeien gewagt, dass wir einen Zermürbungskrieg mit hohen Verlusten auf beiden Seiten erleben würden. Manche Expert:innen sprechen inzwischen von weiteren Monaten, andere gehen gar von einem Jahre andauernden Krieg aus. Einen Waffenstillstand wird es wohl erst geben können, wenn Russland den Donbass ganz kontrolliert oder beide Parteien einsehen, dass hier gewinnen wird. Die globalen Folgen spüren wir alle: die Preise für Energie und die Lebenshaltungskosten gehen durch die Decke, der Euroraum verzeichnet eine Rekord-Inflation. Eine Rückkehr zur gewohnten Normalität wird es nicht geben; schon jetzt ist klar, dass vielen Ländern in Afrika eine Hungerkatastrophe droht, wenn nicht bald der ukrainische Weizen per Schiff ausgeführt werden kann. Auf dem Landweg per Eisenbahn mit unterschiedlichen Spurweiten ist das nicht zu schaffen!
Auf der Insel Hiddensee geht das Leben scheinbar weiter wie bisher. Nachdem im letzten Jahr um diese Zeit wegen der Pandemie keinTourismus auf unserer liebsten Insel erlaubt war, kommen die Gäste und „TaTous“ (Tagestouristen) langsam wieder zurück. Wir haben aber den Eindruck, es sind deutlich weniger als 2019. Die Restaurants bieten zuverlässig alle das Immergleiche an, sind weniger besucht, obwohl alle mittlerweile ein bis zwei Ruhetage einlegen müssen - Personalmangel. Das dürfte für einige Betreiber eng werden, denn die Saison ist kurz auf der Insel. Ob alle Fahrradverleiher - es sind deutlich mehr geworden - auf ihre Kosten kommen, ist ebenso zweifelhaft. Andererseits staunen wir nicht schlecht über manch‘ aufgerufenen Preis. Ein Stück Sanddorntorte mit viel Gelatine für 4,90 €, ein doppelter Espresso dazu für 3,50 € - das hat Großstadtniveau. Über den Kaffee wollen wir nicht lamentieren, auf den angeblich selbst gebackenen Kuchen aber herzlich gerne verzichten. Ansonsten hat sich zum Glück wenig auf Hiddensee verändert. Die Insel entrückt und verrückt unseren gewohnten Alltag mit dem permanenten Overflow an News auf allen Kanälen.
Beim Betreten & Verlassen der Fähre von Stralsund mussten alle Passagiere noch Masken tragen, danach war die Pandemie vorbei. Im Supermarkt oder im Kino ist die Maskenpflicht gefallen, wir tragen freiwillig und unverdrossen unseren Mund-Nasen-Schutz. Nach dem zweiten Sommer des Vergessens dürfte uns allen aber wieder die Pflicht blühen. „Nun sollte man meinen“, räsoniert die „Neue Osnabrücker Zeitung“, „dass die Lehre (…) mit Blick auf die im Herbst sicher wieder steigende Zahl an Infektionen doch wohl nur ein frühzeitig verkündetes einheitliches Regelwerk für das ganze Land sein kann. Aber ach, weit gefehlt. Die FDP nutzt die Gunst der Stunde und inszeniert sich als Freiheitspartei, die möglichst gar keine Vorschriften mehr erlassen will. Dagegen wirkt Karl Lauterbach mit seinen Warnungen wie die ewige Sirene, die aber wie schon bei der vermurksten Impfpflicht keiner mehr hören will.“ (03.06.22)„Möge der Geist über Sie kommen“, verabschiedete uns der Professor vor Pfingsten aus dem Hegelseminar. Sein Wunsch gilt mehr denn je!
Erk Walter
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