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Am 23. Februar findet die vorgezogene Neuwahl zum Deutschen Bundestag statt, und jetzt beginnt die große Zeit der Parolen, Slogans und Versprechungen. Die Grünen – sie stehen derzeit in den Umfragen bei 14% – plakatieren ihren Kandidaten Robert Habeck mit dem Claim “Bündniskanzler. Ein Mensch. Ein Wort”. Als ich von der Kampagne erfuhr, die von der renommierten Werbeagentur Jung von Matt stammt, dachte ich sofort an Adolf Tegtmeier. In den 60er und 70er Jahren feierte der Kabarettist Jürgen von Manger mit dieser Bühnenfigur, die herrlich breites Ruhrplatt spricht, große Erfolge in Radio und Fernsehen und auf Schallplatte – “Mensch bleiben…!” hieß ein Programm von ihm. An den herzensguten und niemals arglistigen Tegtmeier haben Robert Habeck (*1969) und seine Wahlkampfstrategen wahrscheinlich nicht gedacht, als sie ihre befremdlich menschelnde Kampagne verabschiedeten.
Ob sich die Entscheidung für diese Strategie bei der Wahl auszahlt, zieht nicht nur Gerrit Bartels in Zweifel: “Diese Betonung auf den Menschen im ‘Team Robert’, eine ebenfalls anbiedernd-peinliche Konstruktion, ist der reine Kitsch und vor dem Hintergrund der eigentlichen Ziele der Grünen (mehr als 14 Prozent, Bündnispartner werden, das selbst in einer Regierung mit der CDU/CSU) entleert es das Menschliche im Menschen zusätzlich.” (Tagespiegel, 09.01.25) Womöglich wird der Einfluss der Kampagnen, der Auftritte der Spitzenkandidaten in Medien und vor Ort, der Haustürwahlkampf und die Infostände auf Straßen und Plätzen überschätzt. Angeblich wissen über 70% der Menschen “draußen im Lande” schon jetzt, welche Partei sie im Februar wählen werden. Spannender denn je wird es auf jeden Fall, denn niemand kann seriös vorhersagen, wie sich die Wahlrechtsreform zur Verkleinerung des Bundestags auswirkt. Holt Die Linke drei Direktmandate oder schafft sogar 5%? Fliegt die FDP aus dem Bundestag, und bleibt das BSW bei 5% wie in den letzten Umfragen?
Stünden Die Grünen besser da, wenn sie sich wieder stärker auf ihre Wurzeln besinnen würden? Wahrscheinlich nicht. 2024 war wieder einmal das wärmste Jahr, noch nie waren die Meere wärmer. Dass ein Zusammenhang zwischen unserem Lifestyle und den Naturkatastrophen besteht, realisieren die meisten vielleicht nur, wenn sie direkt betroffen sind. Der nächste amerikanische Präsident, der unbelehrbar auf fossile Energien setzt, hat den Verantwortlichen für die Brände in Los Angeles denn auch schon ausgemacht: den demokratischen Gouverneur Gavin Newsom. “Gestern wurde halb Hollywood evakuiert”, schreibt mir heute Morgen Uwe Bettenbühl, der Filmredakteur von FRIZZ Das Magazin, der seit Jahrzehnten in Los Angeles lebt. “Unsere Nachbarschaft südlich davon ist nicht direkt betroffen, ein Evakuierungsmandat haben wir bisher nicht bekommen, kämpfen aber täglich mit Feuergestank und Asche, die auf unser Haupt regnet. Der Himmel ist orange gefärbt. LA im Sci-Fi-Look.” Mensch bleiben wir nur mit der Natur. Nicht gegen sie.
Erk Walter
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