© Rolf Hiller
Welcome back: das Cosima zeigt wieder Filme.
Seit Corona war das Kiez-Kino in Berlin-Friedenau geschlossen. Über ein Jahr lang wurde auf der Anzeigetafel versprochen: “Es geht bald wieder los”. Nun ist das kleine Lichtspielhaus aus dem Jahr 1942 nach einer Renovierung und mit einem neuen Betreiber tatsächlich wieder geöffnet. Wir lieben diese alten Kinos, die nicht zu einer Kette gehören und deren Programm oft mit viel Herzblut gemacht wird. Kino ist dort noch ein Gemeinschaftserlebnis. Nach dem Vorprogramm und der Werbung geht der Vorhang zu, um sich sogleich wieder für den Hauptfilm zu öffnen - in einem richtigen Kino, nicht auf dem Smartphone. Zum Glück gibt es für diese Filmkultur noch immer genug Interessent:innen. Diese Zielgruppe hat auch das größte Publikumsfestival der Welt im Blick – die Reihe heißt “Berlinale goes Kiez”.
Ob sie weiterläuft im nächsten Jahr, steht dahin – der Bund wird die Zuschüsse für die Berlinale im nächsten Jahr drastisch kürzen. Konnte das Festival im Jahr 2019 noch um die 400 Filme zeigen, wird das Geld im nächsten Jahr nur noch für 200 reichen. Einige Reihen werden ganz eingestampft, der Wettbewerb und sein ambitioniertes Pendant Encounters sollen aber ungerupft davonkommen. Dabei müsste es unabhängig von der Quantität endlich darum gehen, den Wettbewerb qualitativ zu verdichten. Es steht dem Festival nicht gut zu Gesicht, sich mit der Auswahl der zu vielen schwachen Filme zu blamieren. 2024 wird das letzte Jahr des Führungsduos Mariette Rissenbeek (Geschäftsführerin) und Carlo Chatrian (künstlerischer Leiter) sein. Sie leiten die Berlinale seit 2020, und ihre Amtszeit wurde vor allem durch Corona geprägt. Die Holländerin steht für einen neuen Vertrag nicht mehr zur Verfügung.
Während wir trotz des Unwetters vor vierzehn Tagen bis jetzt einen relativ normalen deutschen Sommer erleben, erinnern heute viele Medien an die Flutkatastrophe im Ahrtal, die am 14. Juli 2021 begann. Der Wiederaufbau ist noch längst nicht abgeschlossen, der Lerneffekt gering. Viele Häuser werden genau dort wieder aufgebaut, wo sie vorher gestanden haben; die Landwirtschaft macht auf den Höhen so weiter wir vor der Katastrophe. Wir sind da keine Ausnahme. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt einen Vorrat an Essen und Trinken für 10 Tage. Doch wir betreiben weiter keine Vorratshaltung – bis zur nächsten Katastrophe. In Sizilien werden in den nächsten Tagen 48 Grad erwartet, in ganz Südeuropa wird das Wasser immer knapper. Dafür prophezeit die Wettervorhersage für Sylt Regen, Wind und Temperaturen um 17 Grad. Ist das ein Trost?
Erk Walter
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