© Rolf Hiller
Warten vor dem Testzentrum.
Nichts ist einfach in Zeiten der Pandemie; das gilt natürlich auch fürs Shoppen. Dabei wollte ich keinen ausgedehnten Bummel durch Geschäfte machen, sondern lediglich eine Sitzprobe. Nach fünfzehn Jahren sind die Lager meines Hometrainers, den ich zuletzt täglich genutzt habe, ausgeschlagen. Irgendeinen Murks hätte ich mir mit ein paar Clicks bestellen können, aber ich hatte mir ein ganz bestimmtes Modell ausgeguckt – und wollte zumindest einmal Probe sitzen. Auf zum Testzentrum umme Ecke, ohne Termin eine dreiviertel Stunde angestanden. Mit dem (negativen) Ergebnis am nächsten Morgen zum Laden auf den Ku’damm und vorher noch die Luca-App installiert. An einem kühlen Sonnabend war ich um die Mittagsstunde der einzige Kunde. Bevor ich reindurfte, musste ich meine Daten auf der App vervollständigen. Dann kann ich mich endlich auf den Hometrainer meiner Wahl setzen. Insgesamt bin ich gerade einmal zehn Minuten im Laden und kann den Ergometer doch erst zu Hause bestellen. So macht Shopping noch weniger Spaß als sonst.
Was sind solche Probleme gegen die der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, die sich gerade selbst zerlegt und die Republik mit ihrer Kandidatensuche fürs Kanzleramt seit Wochen nervt. Dabei macht Angela Merkel überhaupt keine gute Figur. Nach Annegret Kramp-Karrenbauer hat sie zur besten Sendezeit nun auch den Vorsitzenden Armin Laschet demontiert. Der Söder Markus lacht sich derweil ins Fäustchen und lässt keine Gelegenheit aus, seinem „Freund“ Armin tüchtig einzuschenken. Die Umfragewerte scheinen für den bayrischen Ministerpräsidenten zu sprechen, der sich glänzend inszeniert und vor keinem PR-Gag zurückschreckt, und sei er noch so peinlich. Angela Merkel lud er zu einer Kutschfahrt ins Schloß Herrenchiemsee ein, und wenn’s passt, umarmt er schon mal Bäume und turtelt mit den Bienchen. Er gibt sich als Macher in der Pandemie, hat aber die Lage in Bayern nicht besser im Griff als Laschet in NRW.
Wäre Söder der bessere Kanzler, weil er sich besser verkauft? Zumindest kann er, der bis dato das historisch schlechteste Ergebnis für seine Partei eingefahren hat, von der Zustimmung seiner CSU-Ahnen bei einer Bundestagswahl nur träumen: Franz Josef Strauß erhielt 1980 für die CDU/CSU 44,5 Prozent der Stimmen, Edmund Stoiber holte 2002 immerhin noch 38,5% für die ungleichen Schwesterparteien. Beide Male reichte es nicht für einen CSU-Kanzler. Gewinnen Die Grünen dieses Amt im Herbst? Ihre Chancen stehen besser denn je, und ihr Spitzenpersonal agiert angenehm professionell und verkauft sich glänzend. Am Montag (19.04.) teilen sie ihre Entscheidung mit, wer ihr*e Spitzenkandidat*in sein wird; abends zur besten Sendezeit um 20.15h ist der- oder diejenige dann live im Fernsehen. Nicht in der ersten oder zweiten Reihe sondern bei ProSieben. Damit haben Die Grünen einen echten PR-Coup gelandet. Das dürfte sogar dem Söder Markus imponieren.
Erk Walter
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