© Karl Grünkopf
Eine Ausstellung der Boros Foundation mit ganz aktueller Kunst findet ab September im Berghain statt, dem berühmtesten Club der Welt.
Das Berghain in Berlin ist ein Gesamtkunstwerk und gilt als der bekannteste Club der Welt. Natürlich bleibt auch diese Location in Zeiten der Pandemie für Party-People geschlossen, aber womöglich entwickelt sich aus einem Kunst-Projekt ein ganz neues Geschäftsmodell. Derzeit zeigt die Boros Foundation in dem alten Heizkraftwerk ganz aktuelle Kunst von Künstler*innen, die in der Hauptstadt leben und arbeiten. Die ersten Tix gehen weg wie warme Semmeln und wir sind froh, überhaupt noch einen Slot zu bekommen. Wann kommt ein "normaler" Mensch schon ins Berghain? Der riesige Bunker mit seinen verschlungenen Treppen & Räumen und den Hinweisen auf seine einstige Funktion in der DDR fasziniert auch ohne Kunst. Womöglich wird der Club nach der Pandemie tagsüber als Baudenkmal öffnen, ehe nachts dann die Parties abgehen. Für Unmut in der Berliner Kunstszene sorgte die finanzielle Unterstützung dieses Projekts durch den Senat, der schlappe 250.000 Euro springen ließ.
Gewinnen möchte jede*r, und das Ritual nach Wahlen ist sattsam bekannt. Die Kommunalwahl in NRW am letzten Wochenende haben Die Grünen gewonnen, aber auch der Kandidat für den CDU-Vorsitz Armin Laschet erklärte sich rasch zum Sieger, obwohl seine Partei 3,2% im Vergleich zur letzten Wahl verlor. Dass sich auch die SPD durch ihren Ko-Vorsitzenden Nobert Walter-Borjans zum Gewinner (minus 7,1%) erklärte, grenzt an Realitätsverleugnung oder ist pure Verzweiflung. Einst holten die Genossen in Nordrhein-Westfalen satte Mehrheiten; heute freuen sie sich über 24,3% - eine Verbesserung im Vergleich zu den Europawahlen. Vom Kandidaten-Wumms eines Olaf Scholz - derzeit der beliebteste SPD-Politiker - war an Rhein und Ruhr gar nichts zu spüren.
Zumindest Zeit gewonnen hat die Stadt Frankfurt: auf der Zeil soll Karstadt erst Ende 2024 endgültig dicht gemacht werden (mehr dazu im Blog "Tote Stadt" vom 14.08.20). Sollte es allerdings stimmen, dass der Eigentümer Signa dafür am Opernplatz höher bauen darf, macht die Stadt ein ganz schlechtes Geschäft. Das Hochhaus wird stehen, und die Probleme auf der Zeil bleiben. Eine Reurbanisierung dieser öden Einkaufsmeile durch die Städtischen Bühnen, wie es jetzt allenthalben angeregt wird, wäre eine echte Chance für Frankfurt. Markus Fein, der neue Intendant der Alten Oper für Frankfurt - so nennt sich das Konzerthaus neuerdings - ist jedenfalls voller Optimismus: "Ich glaube, der Gewinner der Krise wird nicht das Internet sein mit seinen digitalen Ersatzangeboten, sondern das Live-Konzert." Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Erk Walter
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