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Alle tragen Masken in der S-Bahn. In Berlin-Südkreuz steige ich aus und fahre mit der Rolltreppe hinunter zum ICE-Bahnsteig. Ich suche mir einen verstohlenen Winkel und nehme kurz den FFP2-Schutz herunter, um meine beschlagene Brille zu trocknen. So geht Reisen heute, und es wird im Sommer nicht besser, denke ich. Die Fahrten im ICE nach Frankfurt werden jetzt immer so sein – immer mit so einer Maske im Gesicht, immer diesen Geruch in der Nase. Warum eine labberige OP-Maske gleichfalls (noch) zulässig ist, ist mir nicht nachvollziehbar. Die WHO, die in der C-Pandemie keineswegs überzeugend agierte, verbreitet, Stoffmasken würden genauso gut schützen wie die blauen Dinger für den OP. Was denn nun? Es sind diese widersprüchlichen Aussagen, die irritieren und erheblich zur „Pandemie-Müdigkeit“ – diese Wortschöpfung verdanken wir der WHO – beitragen.
Derzeit herrscht vor allem eine Pandemie-Stagnation. Zwar geht hierzulande die Zahl der Neuinfektionen (nicht aber der Toten!) zurück, aber ansonsten herrscht Frust auf ganzer Linie. Es fehlt an Impfstoff, vertraglich zugesicherte Lieferungen können plötzlich nicht eingehalten werden, es tobt eine heftige Auseinandersetzung zwischen der EU-Kommission und dem britisch-schwedischen Konzern AstraZeneca. Dieser hatte bekanntlich von der EU 338 Millionen Euro erhalten, um einen Impfstoff zu entwickeln. Weil die Engländer ihren Vertrag früher mit dem Konzern abgeschlossen haben und zudem eine Notfallzulassung erteilten, bekamen sie ihren Stoff eher; die plötzlichen Lieferprobleme sollen allein zu Lasten der EU gehen. Das alles trägt zum Frust bei und ist Wasser auf die Mühlen der Impfgegner, zumal das Vakzin von AstraZeneca in Deutschland einstweilen nur für Impflinge unter 65 Jahren empfohlen wird.
Dass der Einkauf der Impfmittel über die EU und nicht von deren Mitgliedern selbstständig erfolgte, setzte übrigens die Kanzlerin durch und pfiff ihren forschen Gesundheitsminister Jens Spahn zurück. Von ihrer Richtlinienkompetenz hätte Angela Merkel auch bei der Forcierung des digitalen Umbaus der Republik Gebrauch machen sollen. „Sie beklagt, dass nichts so recht vorangeht, bürokratisch ist und es große Defizite bei der Digitalisierung gibt – ja, wer hat denn die vergangenen 15 Jahre regiert? Schon wird gefragt, was wohl Helmut Schmidt gemacht hätte. Das sagt alles.“ (Tagesspiegel, 29.01.21) Nicht bloß Barack Obama verblüffte die mächtigste Frau der Welt & promovierte Physikerin vor knapp acht Jahren mit dem Geständnis: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Dessen Geschichte begann Wikipedia zu Folge am 29. Oktober 1969. Noch Fragen?
Erk Walter
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