
© Rolf Hiller
Flow aus Bildern und Tönen: Tangerine Dream in der Alten Oper Frankfurt.
Ein Blick ins Depot zeigt die Folgen der disruptiven Zinspolitik des amerikanischen Präsidenten: alles so schön rot hier. Die Verluste sind spürbar; am stärksten hat Apple mit 26,83% an Wert verloren. Inzwischen scheint dem Dealmaker Donald Trump zu dämmern, was er da angerichtet hat, nicht zuletzt bei seinen Wähler:innen. Die Preise in den USA – dort findet ein Drittel des weltweiten Konsums statt – werden nach oben gehen. Noch brisanter ist die Entwicklung an der Börse, denn in Amerika ist die Aktienaltersvorsorge weit verbreitet. Dass Trump die Strafzölle gegen die EU erst einmal ausgesetzt hat, verschafft den Europäern allenfalls eine Atempause. Zum einen könnte China mit seinen Waren, die Trump mit 125% Strafzöllen belegt hat, Europa überschwemmen, zum anderen könnte China die ganze Welt durch den Verkauf von amerikanischen Staatsanleihen (Bestand derzeit 760,8 Milliarden Dollar) destabilisieren.
Wahrscheinlich kennt der amerikanische Präsident den Film “Ein Mann sieht rot” (“Death Wish”) aus dem Jahr 1974 mit Charles Bronson in der Hauptrolle; wahrscheinlich gefällt ihm die Story. Nachdem bei einem brutalen Überfall durch eine jugendliche Gang seine Frau getötet wird und seine Tochter in eine autistische Erstarrung (Katatonie) fällt, verwandelt sich der einstige Kriegsverweigerer Paul Kersey in einen Killer, der gnadenlos schießt, wenn er angegriffen wird. „Ein zynischer Film, der suggestiv und kalkuliert alle Mittel einsetzt, um Selbstjustiz zu rechtfertigen,“ befindet das Lexikon des internationalen Films. “Death Wish” (Musik: Herbie Hancock) endet mit einem Deal und für Kersey nicht im Knast in New York. Das dürfte Donald Trump gefallen: hier vertraut einer nicht mehr auf Recht und Gesetz, hier lässt einer sich gar nichts mehr gefallen und schießt sofort zurück. Diese Westernmentalität ist Europäern fremd und als Maxime politischen Handelns brandgefährlich.
Im Flow eines Konzerts der deutschen Electronica-Band Tangerine Dream in der Alten Oper Frankfurt tauchen wir ab in eine andere Welt, in ein Gesamtkunstwerk. In der Tat lassen sich die einzelnen Stücke schwerlich auseinanderhalten; eins klingt wie das andere. Ohne die Bilder und Filme würde ein Auftritt der Gruppe, die 1967 gegründet wurde, rasch langweilen. Tangerine Dream ist Konzept, nicht Band. An den Gründer Edgar Willmar Froese (†) erinnern einige Bildsequenzen, ansonsten bleibt er in der Musik lebendig. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Tangerine Dream für viele Filme den Soundtrack lieferte. Die Zugaben sparen wir uns und denken noch einmal an unseren Freund Axel, der mir eine Tangerine Dream Collection als “Special Gold CD Edition” hinterlassen hat. Ihm hätte die Continuum Tour 2025 ganz bestimmt gefallen.
Erk Walter
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