In Zeiten wie diesen wird gerne ein Wort von Winston Churchill zitiert. „Verschwende nie eine Krise, sie gibt uns Gelegenheit, große Dinge zu tun.“ Groß sind bis jetzt erst einmal die wirtschaftlichen Konsequenzen des Lockdown: die Wirtschaftsleistung geht dramatisch zurück, die Steuereinnahmen brechen ein – die Krise kommt erst noch. Allenthalben wird aber die Digitalisierung gefeiert. Video-Konferenzen sind praktisch & ökologisch, Home-Office eigentlich auch, aber die Begeisterung hält sich in Grenzen, zumal wenn Eltern parallel zur Arbeit auch noch Kinder und Jugendliche betreuen müssen. Warum nicht noch stärker auf die Digitalisierung setzen und eine Tracing-App einführen, mit der sich Infektionen verfolgen lassen; das habe ich bereits in meinem Beitrag vom 10.04. befürwortet.
Die Pflicht zur Installation einer solchen App ist politisch nicht durchsetzbar, aber man könnte mit Belohnungen locken: Wer die Tracing App installiert, darf seine Persönlichkeitsrechte wieder voll und ganz in Anspruch nehmen. Man könnte unter der Voraussetzung, dass jede*r dieses Tool nutzt und eine Maske trägt, die Abstandsregel reduzieren und damit Live-Veranstaltungen, offene Kinos und mehr Gastronomie ermöglichen, so dass sich das Geschäft auch rechnet. Ob die Besucher*innen dann wirklich kommen, steht dahin. Einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens McKinsey zufolge will ein Drittel der Befragten weniger kulturell unterwegs sein; 26% möchten sogar ganz auf solche Anregungen verzichten.
Ob Helge Schneider sich doch darauf einlassen könnte, vor einem Publikum mit Masken aufzutreten? Es wäre ihm und uns zu wünschen. In einem auf Facebook veröffentlichten Video gab der „Auftreter“ jedenfalls bekannt: „Ich muss eines schon mal klarstellen: Ich trete nicht auf vor Autos, ich trete nicht auf vor Menschen, die anderthalb Meter auseinander sitzen müssen und Mund-Nasen-Schutz tragen.“ Was nach dieser Pandemie sein wird, lässt sich nicht abschätzen, wohl aber, dass wir uns noch einen Lockdown nicht werden leisten können. „Die Maßnahmen während der ersten Welle“, schrieb De Standaard aus Brüssel, „können wir während einer zweiten, dritten oder vierten Welle aber nicht wiederholen. Einen neuen Shutdown stehen wir emotional und finanziell nicht durch.“ (11.05.20) Freuen wir uns also auf die Spiele der Fußball-Bundesliga vor leeren Rängen. Spooky!
Erk Walter
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