© Simon Pauly
Der Typ ist einmalig. Beiläufig teilt Martin Grubinger am Ende seines grandiosen Auftritts in der Alten Oper mit: „Das war mein letztes Konzert in Frankfurt“. Er bekäme oft Anfragen von jungen Kerlen, wie es funktioniere, dass seine Sticks bei einem Solo wie mit magischen Kräften durch die Luft wirbeln. „Haltet’s einfach drauf mit Euren Handys. Dann könnt Ihr sehen, wie das geht.“ Nichts können wir sehen und sind um so mehr gebannt, wie er mit den grünen Stöcken bei der Zugabe zaubert. Einmal tanzt einer schwerelos auf seinem Arm. Auf seiner letzen Tournee begeistern Grubinger und seine Band (4 Schlagzeuger und 1 Pianist) aber nicht bloß mit Virtuosität, das Programm ist überaus anspruchsvoll. Werke von Ioannis Xenakis, Steve Reich (ein Abschnitt aus „Drumming“) und die komplexe Komposition „Inferno“ des jungen isländischen Komponisten Daniel Bjarnason reißen das Publikum mit. Das letzte Konzert von Martin Grubinger findet am 28. Juli während des Rheingau Musik Festivals im Kurhaus Wiesbaden statt. Hingehen, staunen & jubeln!
Gute Kritiken bekommt auch der Film „Tár“ von Todd Field mit Cate Blanchett in der Hauptrolle, der für 6 Oscars nominiert ist. Der Film des Monats von FRIZZ Das Magazin erzählt die Geschichte vom Absturz einer Dirigentin, die (im Film) als erste Frau die Berliner Philharmoniker leitet. Anstatt sich auf diese Rolle im Musikbusiness zu konzentrieren, verliert sich der Regisseur in Details und Nebenwegen. Wir erleben im zähen Anfang des Films, wie Lydia Tár ihre Meisterklasse belehrt, manch klug-langatmiges Gespräch führt und lernen eine selbstgefällige Frau im Zenit ihrer Macht kennen, die sich nimmt, was sie will. Sie lebt mit der Konzertmeisterin des Orchesters (Nina Hoss) zusammen, hat eine kleine Adoptivtochter und immer wieder Affären mit jungen Musikerinnen. Ein bisschen viel von viel will Todd Field erzählen und verliert immer wieder den Faden. „Im Kreise der illustren Besatzung wächst Cate Blanchett einmal mehr über sich hinaus – und bringt uns die Hyperperfektionistin Lydia Tár näher, indem sie dem arbeits-egomanischen Kotzbrocken menschliche Tiefe verleiht.“ (Horst E. Wegener) Darüber ließe sich trefflich streiten. Bei der Oscar-Verleihung ging „Tár“ leer aus. Gut so.
Ob Franziska Giffey (SPD) und Kai Wegner (CDU) das Traumpaar der Berliner Politik werden, steht mittlerweile in den Sternen. Die einstige Bezirksbürgermeisterin von Neukölln konnte nicht einmal dort ihren Wahlkreis gewinnen; nun stimmte der Kreisverband der SPD dort gegen eine Koalition mit der CDU. Eine Klatsche für Giffey, der weitere folgten. Nach dem historisch schlechtesten Wahlergebnis der SPD bei der Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin wächst der Widerstand gegen Franziska Giffey und ihren umtriebigen Parteikollegen Raed Saleh. Sollten die Koalitionsverhandlungen mit der CDU scheitern, werden die beiden nicht im Amt bleiben können. Franziska Giffey hätte sich ihren Abschied aus der Berliner Politik wohl anders vorgestellt, wird aber sicher auf die Füße fallen. Die Affäre um den erschlichenen Doktortitel hat ihrer politischen Karriere erstaunlicherweise nicht geschadet.
Erk Walter
Weitere Beiträge https://wahnundwerk.blog