
© Karl Grümkopf
Der sog. Erdbeermond geht auf.
Nach einem spektakulären Sonnenuntergang, wie man ihn so oft auf Hiddensee erleben kann, ziehen wir von der Steilküste weiter zu einem Aussichtspunkt mit einem grandiosen Blick über die ganze Insel und warten mit ein paar anderen Mondsüchtigen. Gegen 23 Uhr beginnt ein Naturschauspiel, wie man es erst wieder in achtzehn Jahren erleben kann. Ganz langsam taucht der Mond über Rügen auf. “Der Vollmond im Juni”, klärt die Tagesschau (11.06.25) auf, “wird auch ‘Erdbeermond’ genannt. Dieser kann besonders groß und rot erscheinen. Doch hat sein Name etwas mit der Farbe zu tun? Nein. Der Begriff stammt von den Algonquin, einem indigenen Volk Nordamerikas, das – so wie wir – im Juni Erdbeeren erntet. Die Umlaufbahn des Mondes liegt derzeit im etwa 18,6 Jahre dauernden Zyklus der sogenannten Knotendrehung besonders tief. Dieses seltene Zusammenspiel wird erst 2043 wieder auftreten.” Wir haben nicht den Eindruck, einen ‘größeren’ Mond zu sehen, sind aber trotzdem tief beeindruckt.
Da fällt mir das bekannte Abendlied von Matthias Claudius ein, das ich als Kind zuletzt gesungen habe. “Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar. Der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar.” Schlichte Zeilen voller Schönheit. In Momenten wie diesen wird der allherrschende Wahnsinn in der Welt um so unbegreiflicher. Natürlich haben SPD-Linke wie Ralf Stegner mit ihrem sog. Manifest recht, dass es reiner Wahnsinn ist, die Ukraine zu zerstören, um sie dann irgendwann wieder aufzubauen. Laut Statista betrugen die weltweiten Rüstungsausgaben 2024 2.718 Milliarden US-Dollar, fast doppelt so viel wie 2005! Ein Ende des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine könnte meines Erachtens so aussehen. Die Ukraine muss auf Gebiete und auf eine Mitgliedschaft in der NATO verzichten. Der neue Status Quo muss dann aber von den USA, China, Indien, der EU und der NATO garantiert werden. Diese Allianz hätte alle Möglichkeiten, genug Druck auf den russischen Zaren Putin auszuüben.
Der letzte Tag auf der Insel beginnt. Die Sonne scheint, der Wind weht (noch) mäßig; man hört nur die Vögel. Welch eine friedliche Idylle. „Der erste Eindruck, den man von Hiddensee empfing, war der von Weltabgeschiedenheit und Verlassenheit. Das gab ihm den grandiosen und furchtbaren Ernst unberührter Natur.“ (Gerhart Hauptmann) Diese Weltabgeschiedenheit eignet der Insel noch immer, selbst wenn man hier online jederzeit dabei sein kann. Die Nachrichten melden einen Angriff Israels auf den Iran, und am Wochenende werden die Bewohner:innen Mallorcas wieder demonstrieren – sie können sich ein Leben in ihrer Heimat nicht mehr leisten. Der Verkäuferin einer Boutique in Soller wurde die Wohnung gekündigt, 1.500 Euro für eine neue kann sie nicht aufbringen. “Ich bin Kiosk”, gibt die Inhaberin auf Hiddensee schroff zurück, wenn die Touris Auskünfte von ihr erbitten. Wehren sich jetzt auch die Menschen hier gegen die Zumutungen & Folgen des Tourismus? Schön wär’s.
Erk Walter
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