© Finn Waldherr
rosmarin, das ist die goldene Mitte zwischen Perfektionismus und Leichtigkeit, zwischen Nerd-Sound und Easy Listening, zwischen Detailreichtum und Minimalismus. Silas, Janosch, Lucas, Noah und Luca kommen allesamt aus dem Einzugsgebiet Kassel. Die lokale Kulturszene ist überschaubar, über höchstens drei Ecken kennt jeder jeden. Kein Wunder also, dass Teile des Freundeskreises schon seit Jahren zusammen Musik machen und der Gründung des Konstrukts rosmarin im Sommer 2022 ein anderes Bandprojekt vorausging.
Als Janosch, Lucas, Noah und Luca im Zuge einer Neuaufstellung nach einem Sänger suchen, stoßen sie unverhofft auf Silas, dessen feinfühlend-torkelnder Gesang schon bei der allerersten gemeinsamen Session perfekt mit dem gemeinschaftlichen Instrumentalspiel matcht. Im Frühjahr ist bei Four Music ihre Debüt-EP „lila/grün“ erschienen. Kürzlich traten die fünf bei Inas Nacht auf und performten ihren Song „wie du da liegst“. Noch bestreiten sie mit Jobs als Erzieher und als Studenten ihr Auskommen. Wir sind gespannt, wie lange noch ...
Wer von euch ist noch Student?
4/5 von rosmarin sind an der Universität Kassel eingeschrieben. Teilweise haben wir den Großteil des Studiums abgeschlossen, teilweise nur erste Credits gesammelt. Zugegebenermaßen hat sich im letzten Jahr durch die Band aber einiges verändert, sodass wir alle nun rosmarin als oberste Priorität setzen. Professionell Musik machen war immer unser Traum und gerade rückt der näher als je zuvor, deshalb wollen wir so viel dafür tun, wie wir können. Dementsprechend ist es in einem Sommer mit 20-30 Festivals, Releases, Support-Shows usw. schwer bis teilweise unmöglich, nebenbei noch Vollzeit zu studieren.
Wie findet ihr die Kasseler Universität im Allgemeinen?
Der Großteil von uns ist schon mal Mensa-Stammkunde. Manchmal Hauptmensa, regelmäßig Ing-Mensa. Gibt es das Burger-Menü, kann man mit uns rechnen! Außerdem hatten wir diesen Frühling einen unserer bis dahin größten Auftritte im Rahmen des Campusfestes auf dem Platz vor der Hauptmensa. Der ganze Platz war voll, wir durften den Abend beenden und es hat sich richtig nach Heimspiel angefühlt – auf jeden Fall ein Highlight für uns!
Wie seid ihr zu eurem Namen gekommen?
Wir haben damals, im Sommer ’22, wochenlang über Bandnamen diskutiert und hatten eine Liste mit bodenlosen Vorschlägen. Oft haben wir Ideen auf WhatsApp hin und her geschickt und unser ganzer Gruppenchat bestand aus schwachsinnigen Vorschlägen und idiotischen Stickern.
Eines Tages hat jemand einen Sticker vom „Rosmarin-Grill“, einem Hähnchengrill-Wagen aus Espenau, geschickt. Luca hat daraufhin „rosmarin“ als Bandnamen vorgeschlagen. Die Hälfte von uns fand das geil, die andere Hälfte hat ihn dafür geroastet. Nach ein bisschen Bedenkzeit und wochenlangem Hin und Her fanden wir es dann schließlich doch alle cool.
2023 habt ihr beim Berliner Major-Label Four Music, das 1996 von den Fantastischen Vier gegründet wurde, unterschrieben. Was hat sich seitdem geändert?
Irgendwie alles und trotzdem irgendwie wenig. Viele, die sich damit nicht auskennen, denken oft, man sei direkt reich und berühmt, sobald man einen Plattenvertrag unterschrieben hat. Ganz so ist es dann doch nicht und man bekommt auch nicht automatisch alles geschenkt. Wir sind sehr hart am Arbeiten für unsere Ziele und diese hängen schlussendlich auch davon ab, was wir aus alldem machen. Dennoch eröffnen sich durch so eine Kooperation natürlich viele Möglichkeiten, darunter auch vieles, wovon wir früher nicht mal geträumt hätten. So konnten wir unter anderem eine Live-Session mit einem Orchester spielen und mehrere professionell produzierte Videos drehen. Außerdem haben wir ein super liebes und professionelles Team um uns herum, das uns in allen Belangen berät, unterstützt und mitfiebert.
Habt ihr Vorbilder?
Natürlich! Viele internationale Acts, meistens die mit den krassesten Instrumentals – Tom Misch ist ein großes Idol in puncto Gitarren-Stil und Sounds. L’imperatrice und Parcels bewundern wir sehr für ihren Groove und vor allem für ihre zu krasse Live-Performance. Tame Impala ist eine große Inspiration in Sachen Einzigartigkeit und Sound. Jungle machen auch etwas ganz Eigenes, das z. B. den Sound unseres Songs „wie du da liegst“ inspiriert hat. Eine der für uns interessantesten Bands aus dem deutschsprachigen Raum dürfte Bilderbuch sein.
Mit wem würdet ihr gern auf der Bühne stehen?
Wenn ihr das hier lest, sind wir gerade auf Tour mit den Leoniden. Das ist für uns schon mal ein wahr gewordenes Träumchen in diese Richtung. Alle eben genannten Acts gehören wohl auch dazu. Für Bilderbuch eine Show zu eröffnen wäre auch riesig für uns. Sehr unique und außergewöhnlich finden wir aber z. B. auch Levin Liam.
Der nächste Auftritt in Kassel?
Tatsächlich dürfen wir nun unsere erste eigene Tour verkünden. Ende Januar ’25 touren wir durch ganz Deutschland und sogar vereinzelt durch Österreich und die Schweiz. Kassel ist leider nicht dabei, aber wir werden uns etwas Besonderes für den Sommer ’25 ausdenken. Im Rahmen der Tour ist aber schon mal Fulda die nächstgelegene Stadt, dort spielen wir am 30. Januar.
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