
© Mario Zgoll
Am Freitag, den 16.06.2023 konnten erstmals seit der Stilllegung der alten Schleuse im Jahr 2016 wieder Boote vom Ober- ins Unterwasser der Fulda geschleust werden. Der 14 Kilometer lange Fuldaverlauf im Stadtgebiet ist wieder durchgängig befahrbar und öffnet sich über die Weser bis zur Nordsee. Vorangegangen war ein bundesweit modellhaftes Projekt zur Rettung der Kasseler Schleuse und eine Rekord-Bauzeit von nur zwei Jahren. Der Spatenstich zum Baubeginn erfolgte am 22. Juni 2021 durch den Oberbürgermeister Christian Geselle zusammen mit dem Stadtbaurat Christof Nolda an der Salztorstraße 5 in Kassel, direkt am Schleusenstandort. Die Einweihung erfolgte zwei Jahre später am 16.06.2023. Trotz Corona- und Ukrainekrise wurde die Bauzeit von KASSELWASSER eingehalten. Selbst die Insolvenz des Lieferanten der Schleusentore konnte durch geschicktes Taktieren der Bauleitung von KASSELWASSER aufgefangen werden. Nicht einmal die Kosten haben sich erhöht. KASSELWASSER legte eine Punktlandung hin.
Die im Jahr 1913 eröffnete alte Stadtschleuse war zum Ende der Saison 2016 aufgrund eines Gutachtens, nach dem ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleitet werden könne, von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes dauerhaft verschlossen und stillgelegt worden. Der Wasserweg der Stadt war seitdem geschlossen. Nachdem der Bund zukünftig keine Schleuse mehr in Kassel betreiben wollte, erklärte sich die Stadt Kassel bereit, die Kasseler Stadtschleuse zu übernehmen – und beauftragte KASSELWASSER mit Planung und Bau einer neuen Schleuse. Die neue Schleuse hat die gleichen Abmessungen wie die Schleuse in Fuldatal-Wahnhausen: Das Massivbauwerk aus Stahlbeton hat eine nutzbare Kammerlänge von 35 Metern und einer Kammerbreite von 6,75 Metern, die Hubhöhe beträgt drei Meter. Die Wände sind bis zu 6,25 Meter hoch und – wie die Sohle – einen Meter dick. Verbaut wurden 2800 Kubikmeter Beton und 600 Tonnen Baustahl. Überflüssige Teile der alten Schleuse wurden unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes abgebrochen (etwa 2000 Kubikmeter Material) und die neue Stahlbetonkammerwand im Unterwasser wurde mit Sandsteinen verblendet. Das benachbarte Walzenwehr befindet sich weiterhin im Eigentum des Bundes.
Die Stadtschleuse ist ab sofort in Betrieb. Einen Schleusenwärter gibt es nicht mehr. Es handelt sich um eine Selbstbedienungsschleuse. Die großen Schleusentore öffnen sich über Elektrohubzylinder durch Selbstanforderung über einen Seilzug. Die Schleuse wird über ein Videoüberwachungssystem von der Zentralwarte aus von KASSELWASSER aus überwacht. Das Schleusen ist kostenlos und fast jedes Wasserfahrzeug darf die Schleuse nutzen. Ein paar Verbote gibt es aber aus Sicherheitsgründen doch. In der Schleuse darf nicht gebadet, getaucht oder gesurft werden. Auch für die beliebten Stand Up-Paddling-Boards ist das Schleusen verboten. Kanus, Kajaks und Faltboote dürfen hingegen schleusen. Da der Schleusenvorgang aber insgesamt bis zu 35 Minuten dauern kann, sind diese sehr leichten Wasserfahrzeuge in wenigen Minuten viel schneller über das Schleusengelände an die andere Seite der Schleuse zu tragen. Wer nicht heben möchte, kann auch den Slipwagen auf dem Schleusengelände nutzen. Boote und Schiffe jeder Art, sofern sie in die Schleuse passen, werden natürlich geschleust. Hilfesuchende können über eine Gegensprechanlage direkt Kontakt zu einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin von KASSELWASSER aufnehmen und um Unterstützung bitten sowie Störfälle melden.
›› Weitere Informationen zur Schleuse findet ihr hier: www.ks-kw.de/37930