Ob sie denn in Zukunft das Theater im Centrum übernehmen werde? Naemi lächelt und rollt betont genervt mit den Augen. Oft hat die Tochter des Theaterleiters Michael Fajgel diese Frage schon gehört. Ihr Vater hat die Frage längst zum innerfamiliären Running Gag gesteigert. „Ich mache keine konkreten Pläne“, sagt sie und lacht die Ansprüche an sie einfach weg: „Außer für den nächsten Abend.“
Die Frage bleibt also auch diesmal unbeantwortet. Zumindest aber hat die 25-Jährige der Öffentlichkeit gezeigt, dass auch sie ein feines Händchen für die Bühne hat. Am Theater im Centrum hat sie jetzt mit dem Märchenmusical „Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ ihre erste Regiearbeit vorgelegt.
Ihre Familie. Naemis Mutter ist Tänzerin und Choreographin, hat an etlichen Bühnen, unter anderem am Staatstheater Kassel, getanzt. Ihr Vater Michael Fajgel war ein viel gebuchter Musicaldarsteller, bis er vor 16 Jahren mit dem TiC sein eigenes Theater gründete. Zudem ist er Regisseur und Autor einer Reihe erfolgreicher Bühnenstücke.
Naemi wächst wie selbstverständlich in die Theaterwelt hinein. Schon als Achtjährige verbringt sie unzählige Stunden im TiC. Später arbeitet sie im Ticketshop, in der Gastronomie des Theaters. Bei einer Reihe von Stücken übernimmt die junge Frau die Regieassistenz. Nun führt sie erstmals selbst Regie. Ein komisches Gefühl, findet sie. „Manche Darsteller, mit denen ich jetzt arbeite, kannten mich schon, als ich ein zwölfjähriges Mädchen war. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich als Regisseurin für voll nehmen würden.“ Bereits bei der ersten Leseprobe zeigte sich, dass die Bedenken unbegründet waren. Gemeinsam mit den Schauspielern Annabelle Mierzwa, Andreas Schneider und Claudius Freyer entwickelte sie in wochenlanger Kleinarbeit das Stück von Martin Baltscheit zu einem kurzweiligen Familienmusical voller Witz und Esprit. Naemis Vater hat ihr selbstverständlich bei den Arbeiten hin und wieder über die Schulter geschaut. „So ganz vertraut er mir wohl nicht“, sagt sie augenzwinkernd. Er habe sich aber zurückgehalten und nur gelegentliche Vorschläge unterbreitet. „Und manche habe ich sogar angenommen.“
Also doch Theater? Eigentlich zieht es Naemi eher zum Film, wie sie sagt. Das sei eher ihr bevorzugtes Medium. „Ich kann das nicht begründen. An Film mag ich, dass die Arbeit irgendwann abgeschlossen, der Moment verewigt ist.“ Wohingegen sich eine Theaterinszenierung mit jeder weiteren Aufführung verändere. In naher Zukunft möchte sie am liebsten ein Filmstudium aufnehmen. Nicht auszuschließen sei aber auch, dass sie weiterhin Regiearbeiten am TiC übernehme. Und vielleicht sogar irgendwann das ganze Theater.
Mehr zum Stück gibt's hier.