In unserer Rubrik „3 Fragen an …“ stellen wir euch Menschen aus Kassel und Nordhessen vor, die durch ihr persönliches und berufliches Engagement, ihr Talent oder ihre Kreativität, ihr Leben und Wirken in Kassel und Nordhessen auffallen. Diesmal gingen unsere Fragen an Volker Beller, Gründungsmitglied von Randfilm e. V. Randfilm liebt Kino, rohes Kino – Subversion. Der Verein hat sich als Ziel gesetzt, Filme, die im kommerziellen Bewusstsein keinen Platz finden oder gefunden haben, dahin zu bringen, wo sie hingehören. 2023 feiert das daraus entstandene Randfilmfest seine 10. Ausgabe.
Was ist die besondere Herausforderung bei der Organisation dieses Festivals?
Generell stehen wir jedes Jahr vor der gleichen Aufgabe, ein spannendes und anspruchsvolles Programm zusammenzustellen, Tausende Filme zu sichten und zu bewerten, adäquate Gäste einzuladen und uns um Förderungen zu kümmern. Außerdem versuchen wir, die Leute auf uns aufmerksam zu machen, die immer noch denken, wir seien ein reines Genrefilmfestival oder wir zeigen nur schlimmen Horror. Dass wir längst den Kinderschuhen entwachsen sind und in den letzten Jahren ein Programm entwickelt haben, das sich aus den Versatzstücken (abseitiges) Kino, radikale, visionäre Film-(Kunst), vergessene Meisterwerke und (Pop-)Kultur(-Kritik) zusammensetzt, ist für viele immer noch ein Mysterium.
In diesem Jahr bespielt ihr die Spielorte Bali-Kino, Kubatur und das KiezKino im Film-Shop. Was erwartet eure Besucher*innen?
Zum 10-jährigen Jubiläum haben wir in diesem Jahr noch einen draufgesetzt und zahlreiche Gäste aus Film und TV eingeladen. Zu unseren regulären Wettbewerben um den besten Spielfilm und den besten Kurzfilm kommen die Kategorien „Alles auf Anfang“ (Debütfilme) und „This is the end“ (Endzeit- und Weltuntergangsfilme). Zusätzlich haben wir mit der Kubatur im Kulturbahnhof einen neuen Versuchsraum hinzugewonnen, in dem wir mit internationalen Künstler*innen musikalische und filmische Experimente wagen werden. Live erwarten uns in diesem Jahr nicht nur zwei Live-Vertonungen im Großen Bali, sondern auch drei Lesungen, u.a. mit Caldens own Katharina Koch und dem Berliner Skandalregisseur Jörg Buttgereit im altehrwürdigen Film-Shop. Da in diesem Jahr auch der Atelierrundgang zum stolzen zehnten Mal stattfindet, haben wir uns zusammengetan und eine schöne Kooperation vereinbart.
Der Rand Award geht dieses Jahr an Roland Klick und er wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Wie trefft ihr eine solche Entscheidung?
Wir haben Roland Klick schon lange auf dem Randfilm-Radar, weil er zeigt, wie ein wildes, unbändiges Kino aussehen könnte, wenn nicht der „Neue Deutsche Film“ und eine lähmende Betroffenheit das deutsche Kino dominiert hätten. Klick war immer ein cineastischer Außenseiter, vielen zu kommerziell, roh und sprunghaft. Einer, der unterhalten will, gute Geschichten erzählt und darüber hinaus in jedem Film mal sanft, mal hartnäckig eine Kritik an den Herrschaftsverhältnissen formuliert. Aber auch einer, der die Spannung und Action liebte, nach Hollywood schielte, Bundesfilmpreise abräumte, einen Weltstar wie Dennis Hopper engagierte und damit fast scheiterte.