Foto: © Can Wagener
Die Nachwuchsförderung in der Kultur hat einen so hohen Stellenwert wie nie zuvor. Es gibt zahlreiche und sinnstiftende Projekte in der Region und wir haben uns eines genauer angeschaut – weitere folgen. Die Kunstbude, die offene Bühne des Kulturzentrums Schlachthof findet jeden letzten Mittwoch im Monat statt. Moderiert wird sie von Reni Bando (Alexandra Supertramp) und Max Remmert (Alter Kaffee). Wir haben uns mit Christof Lutz (Musik + Kultur) der Kulturzentrum Schlachthof gGmbH zum Interview getroffen, um mit ihm über Fördermöglichkeiten, die Folgen der Pandemie und die Zukunft zu sprechen.
Wie fördert ihr?
Natürlich bieten offene Bühnen per se Erkundungsmöglichkeiten. Wir haben uns dabei jedoch auf die Fahne geschrieben, insbesondere nach Nachwuchskünstler*innen aktiv zu suchen und sie mit Projekten wie eben der Offenen Bühne, der „Kunstbude“ oder dem „Wort-Triathlon“, einem Schreib- und Performanceworkshop, zu fördern. Das hat mehrere Gründe: Natürlich ist es für uns auch schön, ein abwechslungsreiches und auch immer neues Programm mit neuen Gesichtern anbieten zu können, bei dem wir uns auch immer wieder neu ausrichten können. Andererseits sehen wir gerade, wie arg jungen Künstler*innen in Pandemiezeiten die ‚Bühne unter den Füßen‘ weggezogen wurde.
Wir als lokale Veranstalter*innen konnten dem ein wenig entgegenwirken, indem wir eine Bühne und zusätzlich auch Workshops zur künstlerischen Auseinandersetzung und Vernetzung anbieten konnten. Mittlerweile hat sich so ein gutes Netzwerk gebildet. Wir glauben, dass wir insbesondere junge Menschen auf die Bühne
holen müssen, denn wir wünschen uns auch in den nächsten Jahren eine bunte und vielfältige Kulturszene.
War die Förderung in der Pandemie beeinträchtigt?
Wir merken immer wieder, dass die kleinen Konzerte, auf denen sich junge Bands oder Solo-Künstler*innen ausgetobt haben, massiv eingebrochen sind. Viele Bühnen sind weggefallen und mit den Bühnen auch der Austragungsort von dem, für was es sich lohnt, kreativ zu sein. Wir haben insbesondere im ersten Pandemie-Jahr bemerkt, dass wir wenige neue und junge Künstler*innen finden konnten. Die uns bekannten Künstler*innen hatten wir auf dem Schirm, aber wo entdeckt man die, welche keine Bühne haben? Gut war, dass der Schlachthof sich Nachwuchsförderung ebenso wie wir auf die Fahne geschrieben hat und wir teilweise durch Förderprogramme sowohl Veranstaltungen als auch Projekte, aber auch angemessene Gagen ermöglichen konnten. Auch mit gestreamten Veranstaltungen ohne Publikum haben wir versucht, weiterhin eine Bühne zu bieten. Jetzt langsam erholt sich das Feld der Kleinkunst ein wenig und wir haben viele tolle und junge Acts kennengelernt, denen wir in den nächsten Kunstbuden die Bühne des Schlachthofs geben wollen, um sich artikulieren und ausprobieren zu können.
Wie gehts in Zukunft weiter?
Wie alle hoffen wir auf den Sommer. Raus, Open-Air im Biergarten Boreal und laue Sommernächte mit Musik, Tanz und Spoken Word. Wir hoffen, dass wir die Leere füllen können, die durch die wegbleibende Kultur in den Menschen entstanden ist. Gleichzeitig haben wir auch Angst vor dem Überangebot, dass alle gleichzeitig veranstalten werden und sich wieder eine Müdigkeit breit macht, wie es teilweise im letzten Sommer der Fall war. Man kann gar nicht jeden Abend irgendwo hingehen, das hält niemand aus, auch wenn es schön wäre. Wir werden weiter buchen, versuchen, noch mehr junge Talente ‚auf die Bühne zu zerren‘. Und endlich wieder Shows mit mehr als 50 Zuschauer*innen, weil das unsere Kapazitätsgrenze von Indoor-Veranstaltungen war.
Wir hoffen, dass es immer noch junge Menschen gibt, die den Mut haben, ihrem künstlerischen Schaffen nachzugehen. Wir brauchen Orte, die den Mut haben, unbekannten Menschen das Mikro in die Hand zu drücken, wir brauchen Kraft, um waghalsige Veranstaltungen zu organisieren, und besonders Vertrauen, Zuwendung für und in den Nachwuchs, sodass wir immer wieder signalisieren: Kultur ist ein Wagnis wert, Kultur lohnt sich, Kultur ist das, was uns vorantreibt und zusammenhält.