Andrej Grilc
1. Sinfoniekonzert Tianwa Yang
Mit zwei großen Werken des 20. Jahrhunderts und der Ausnahmegeigerin Tianwa Yang als Solistin eröffnet das Staatstheater Kassel am Montag, 28. Oktober, seine Sinfoniekonzert-Saison. Auf dem Programm: Benjamin Brittens Violinkonzert d-Moll op. 15 und die Sinfonie Nr. 10 e-Moll von Dmitri Schostakowitsch. Das Staatsorchester Kassel spielt unter der Leitung von Generalmusikdirektor Francesco Angelico.
Benjamin Britten: Konzert für Violine und Orchester d-Moll Op. 15
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 10 e-Moll Op. 93
Britten und Schostakowitsch waren Verwandte im Geiste, die einander persönlich und auch musikalisch sehr schätzten. „Niemand, der heute komponiert, hat einen gleichen Einfluss auf mich“, äußerte Britten über seinen russischen Kollegen und Freund.
Schostakowitsch begann mit der Komposition seiner monumentalen zehnten Sinfonie 1953 – nach dem Tod Josef Stalins, dessen Regime durch Einschüchterung und Unterdrückung gekennzeichnet war. In seiner musikalischen „Abrechnung mit Stalin“ (Maxim Schostakowitsch) beschreibt der Komponist die hässliche Fratze des Diktators, bevor er immer wieder die Töne D–ES–C–H – seine Initialen – als Triumphmotiv durch die gesamte Sinfonie aufscheinen und sie damit enden lässt.
Der überzeugte Pazifist Britten stand kurz vor seiner Emigration in die USA, als er 1938 mit seinem Violinkonzert begann. Die Uraufführung des empfindsamen und berückenden Stücks, das zu den größten Violinkonzerten des 20. Jahrhunderts gehört, fand 1940 in der New Yorker Carnegie Hall statt.
Den hochvirtuosen Solo-Part übernimmt die mehrfache Echo-Preisträgerin Tianwa Yang, die neben ihrer internationalen Karriere noch immer in Kassel wohnt, wo sie Dozentin an der Musikakademie war und mittlerweile ein eigenes Festival ins Leben gerufen hat. Erstmals tritt die weltweit gefragte Geigerin in diesem Konzert zusammen mit dem Staatsorchester Kassel auf.
Tianwa Yang erhielt im Alter von vier Jahren ihren ersten Geigenunterricht und gewann bereits früh zahlreiche Wettbewerbe. Als Zehnjährige wurde sie auf das Musikkonservatorium ihrer Heimatstadt Peking aufgenommen. Mit 13 Jahren spielte sie als bisher jüngste Interpretin Paganinis 24 Capricen auf CD ein. 2003 kam Tianwa Yang dank eines DAAD-Stipendiums zum Kammermusikstudium nach Deutschland und legte damit den Grundstein für ihre Karriere in Europa. Ihre künstlerische Entwicklung wurde in erster Linie durch Lin Yaoji, Jörg-Wolfgang Jahn und Anner Bylsma gefördert.
In Deutschland erhielt Tianwa Yang bereits Einladungen zur Dresdner Philharmonie, zum Gürzenich-Orchester Köln, zum WDR Sinfonieorchester unter Christoph Eschenbach und Jukka-Pekka Saraste sowie zum Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Außerdem musizierte sie u. a. mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Royal Philharmonic Orchestra, dem BBC Philharmonic Orchestra, dem Helsinki Philharmonic Orchestra, dem Hong Kong Philharmonic Orchestra unter Jaap van Zweden sowie mit den großen Sinfonieorchestern von Vancouver, Baltimore, Seattle und Detroit.
Tianwa Yang gastiert bei renommierten Musikfestivals wie dem Lucerne Festival, dem Rheingau Musik Festival, beim Heidelberger Frühling, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und beim Mozartfest Würzburg. Aktuelle Debüts beinhalten Auftritte in der Berliner Philharmonie und im Festspielhaus Baden-Baden. Eine enge Zusammenarbeit verbindet Tianwa Yang mit dem Label Naxos. Dies brachte bereits mehrere preisgekrönte Aufnahmen hervor.
2014 wurde Tianwa Yang mit einem ECHO Klassik als Nachwuchskünstlerin des Jahres sowie mit dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. 2015 erhielt sie einen neuerlichen ECHO Klassik, diesmal als Instrumentalistin des Jahres.
Neben ihrer Konzerttätigkeit unterrichtet Tianwa Yang als Professorin für Violine an der Hochschule für Musik Würzburg sowie an der Hochschule der Künste Bern.
Mit Tianwa Yang, Violine, Dirigent: Francesco Angelico
Wenige Restkarten sind noch erhältlich an der Theaterkasse, Tel. (0561) 1094-222, und online erhältlich. An der Abendkasse gibt es Stehplatzkarten für 7,50 Euro.