
© Eva-Maria Schmidt
Als erste Frau in der Geschichte des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ war Christiane Kohl seit 1996 als stellvertretende Ressort-Leiterin tätig. Es folgten weitere Stationen als Spiegel-Reporterin und Italien-Korrespondentin – dann wechselte sie zur Süddeutschen Zeitung.
Seit ihrem Ausscheiden bei der Süddeutschen Zeitung Ende 2013 ist Christiane Kohl neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit als Hotelierin und Geschäftsführerin im Romantik Hotel Landhaus Bärenmühle in Frankenau-Ellershausen aktiv, ihrem Elternhaus, das sie gemeinsam mit ihrer Schwester Bettina zu einem Landhotel umbaute.
Seit 2012 veranstaltet sie gemeinsam mit zwei anderen Hotels auch das Literatur-Festival „Literarischer Frühling in der Heimat der Brüder Grimm“, das alljährlich im März und im April stattfindet. Wir haben sie zum Interview eingeladen, um mit ihr über Teamarbeit, das Festival und Heimatverbundenheit zu sprechen.
Gemeinsam mit den Geschäftsführern Andreas Engelhoven (Schloss Waldeck) und Sebastian Steuber (Hotel Die Sonne) veranstalten Sie den Literarischen Frühling. Ein Dreamteam?
Ich finde, ja. Denn wir sind drei Hotels, die sehr gut zueinander passen: Schloss Waldeck, eine herrschaftliche Burg hoch über dem Edersee, das Hotel Die Sonne Frankenberg, ein elegantes Stadthotel, und die Bärenmühle, ein ganz persönliches Hotel in einmaliger Lage zwischen Wald und Wiesen. Alle drei Hotels sind perfekte Orte für die Lesedinner, literarischen Matinées und abendlichen Lesungen, die wir veranstalten. Das einzige Problem dabei: Die Räume der Hotels sind zu klein geworden für die vielen Gäste, die den Literarischen Frühling besuchen möchten. Deshalb gibt es inzwischen auch größere Säle im Portfolio des Festivals – aber wir nehmen nur die schönsten!
Wie ist die Aufgabenverteilung?
Ganz einfach: Mein Mann Klaus Brill und ich organisieren das Festival. Und die beiden anderen Hotelkollegen sorgen mit ihren Möglichkeiten für das Wohl der Gäste und vor allem auch der Künstler – denn das ist unser Erfolgsgeheimnis: Die Künstler lieben uns, weil es ihnen so gut geht in den Hotels und weil das Publikum so aufmerksam ist.
Ein Festival neben der Tätigkeit, ein Hotel zu betreiben – wie gelingt dieser Spagat?
Das ist jedes Jahr eine neue Herausforderung. Aber ich sage immer: So macht Heimat Spaß! Es freut mich einfach sehr, dass wir mit dem Festival die Attraktivität unserer Region stärken.

© Eva-Maria Schmidt
Das Festival steht unter der Schirmherrschaft der Schauspielerin Iris Berben. Wie gewinnt man eine solche Persönlichkeit?
Sie hat die Hauptrolle gespielt in der ZDF-Verfilmung meines Buches „Das Zeugenhaus“. Und sie ist gut befreundet mit Mario Adorf, unserem Schirmherrn der ersten zehn Jahre. Da war es dann gar nicht so schwer, sie für das Festival zu gewinnen.
Die größte Besonderheit des Literarischen Frühlings?
Die Künstler sind viel näher erlebbar für das Publikum als anderswo. Und wir achten sehr stark auf eine gute Mischung der Veranstaltungen – es muss für viele Geschmäcker etwas dabei sein. Eine Besonderheit ist auch unsere Finanzierung: Wir werden von 32 Unternehmen und Institutionen der Region finanziell und ideell unterstützt. Deshalb sind wir stark verankert in der Region: Wir sind ein kulturelles Heimatprojekt der Spitzenklasse.
Ihr persönliches Highlight im Jahr 2025?
Ich bin sehr gespannt auf Juli Zeh, die ja fast nie öffentlich auftritt – außer im Fernsehen. Und ich hoffe sehr, dass wir am 28. März eine sternenklare Nacht haben. Denn dann wird es ein Riesenerlebnis sein, wenn Raoul Schrott auf Schloss Waldeck seinen Sternenkalender unter freiem Himmel vorstellt.

© Peter von Velbert | © Peter Jirrmann | © Frederike Wetzels
Eine Zeitkapsel beamt Sie in jede beliebige Zeitepoche. Welche Persönlichkeit aus der Vergangenheit hätten Sie gern auf der Bühne gesehen?
Vielleicht Marlene Dietrich im Gespräch mit Helmut Karasek. Als ich noch beim Spiegel war, wollte er mal ein Interview mit ihr machen, hatte sie aber nicht erreicht. Sie rief zurück, bekam aber nur den Pförtner ans Telefon. Der glaubte ihr kein Wort und scherzte, „ich bin Clarke Gable“. Dann legte er auf.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
Dass sie so vielseitig ist. Ich bin sehr gerne Gastgeberin, deshalb freut es mich, wenn wir im Hotel unseren Gästen eine schöne Zeit bereiten können. Und dass ich mit dem Festival ein bisschen an meinen früheren Beruf anknüpfen kann, gefällt mir sehr: Wir holen uns mit den Künstlern einen Hauch weite Welt ins Dorf – so macht das Landleben Spaß.

© Peter Rigaud | © Eva-Maria Schmidt
Jeden Tag einen übervollen Terminkalender. Wie schaffen Sie einen Ausgleich in Ihrer privaten Zeit?
Ich gehe mit meinem Hund Connery spazieren.
Was bedeutet Glück für Sie?
So zu leben, wie ich es tue. Und hoffentlich gesund zu bleiben
Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Zeit, wünschen einen guten Endspurt und freuen uns auf den Veranstaltungsreigen in der Heimat der Brüder Grimm.