© Nicolas Wefers
Naomi Beckwith, die künstlerische Leitung der documenta 16, soll 2027 den angeschlagenen Ruf der wichtigsten Kunstmesse der Welt wieder herstellen.
Die Künstlerische Leitung der kommenden documenta 16 steht fest: „Naomi Beckwith wurde von der internationalen Findungskommission ausgewählt und vom Aufsichtsrat berufen.“ Dies verkündete der Geschäftsführer der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, im Rahmen einer Pressekonferenz in Kassel. Die documenta 16 findet vom 12. Juni bis 19. September 2027 in Kassel statt.
Naomi Beckwith ist stellvertretende Direktorin und Jennifer & David Stockman-Chefkuratorin am Solomon R. Guggenheim Museum and Foundation in New York. Dort betreut sie Sammlungen, Ausstellungen, Publikationen, kuratorische Programme und Archive und verantwortet die strategische Ausrichtung innerhalb des internationalen Netzwerks der angegliederten Museen. Zuvor hatte sie kuratorische Positionen am MCA Chicago und am Studio Museum in Harlem inne. Als Absolventin des Courtauld Institute of Art hat Beckwith renommierte Ausstellungen und monografische Projekte (mit)organisiert, darunter die preisgekrönte Ausstellung Howardena Pindell: What Remains to Be Seen (2018, MCA Chicago, USA) und The Freedom Principle: Experiments in Art and Music, 1965 to Now (2015, MCA Chicago, USA). Sie war Mitglied des Kurator*innenteams zur Realisierung der von Okwui Enwezor vor seinem Tod konzipierten Ausstellung Grief and Grievance: Art and Mourning in America (2021, The New Museum, New York). Ihre Ausstellungen, Vorträge und Publikationen beschäftigen sich mit der Wirkung und Resonanz Schwarzer Kultur auf multidisziplinäre Praktiken in der globalen zeitgenössischen Kunst.
Als Wissenschaftlerin und Kunsthistorikerin war Beckwith Gastprofessorin an der Northwestern University und der School of the Art Institute of Chicago (beide Chicago, USA). Sie erhielt Stipendien für das Independent Study Program des Whitney Museum of American Art (New York) und das Institute of Contemporary Art in Philadelphia (USA). Beckwith wurde vom High Museum of Art in Atlanta (USA) mit dem David-C.-Driskell-Preis für afroamerikanische Kunst und Kunstgeschichte 2024 ausgezeichnet. Derzeit leitet sie außerdem das Kurator*innenteam des Palais de Tokyo in Paris für die Herbstausstellungen 2025, die als „American Season“ bekannt sind.
Anlässlich ihrer Ernennung sagte Naomi Beckwith: „Es ist eine außerordentliche Ehre, zur Künstlerischen Leitung der documenta 16 gewählt zu werden. Die documenta ist eine Institution, die der ganzen Welt und genauso auch Kassel gehört. Sie ist auch eine Institution, die sich im ständigen Dialog mit der Geschichte befindet und gleichzeitig ein Barometer für Kunst und Kultur in der unmittelbaren Gegenwart ist. Ich bin voller Demut angesichts der Tragweite dieser Verantwortung und freue mich gleichermaßen darauf, meine Forschungsergebnisse und Ideen mit dieser geschichtsträchtigen und großzügigen Institution zu teilen: Sie bietet Künstler*innen, Kurator*innen und dem Publikum gleichermaßen Raum und Zeit für Konzentration, tiefgehende Studien, Erkundungen, Experimente und neue Erkenntnisse.“
Im Namen der sechsköpfigen Findungskommission begründeten Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig in Köln, und Mami Kataoka, Direktorin des Mori Art Museum in Tokyo, die Wahl wie folgt: „Es war nicht einfach, eine Entscheidung zu treffen. Unsere Diskussionen spiegelten die Komplexität und Verflechtung der aktuellen Situation der documenta wider. Wir sind von Naomi Beckwiths Expertise und internationaler kuratorischer Erfahrung überzeugt. Ihr Vorschlag für die documenta 16 widmet sich künstlerischen Praktiken, die uns Werkzeuge an die Hand geben, um gemeinsam über mögliche Zukünfte nachzudenken.“
„Wir haben in den vergangenen Monaten zielbewusst an der Neuausrichtung der Organisation documenta gearbeitet und viele gute Grundlagen geschaffen. Dass wir heute mit Naomi Beckwith die neue Künstlerische Leitung für die kommende documenta 16 Ausstellung im Jahr 2027 in Kassel präsentieren können, markiert den Aufbruch in eine neue documenta Zukunft“, erklärte Oberbürgermeister Sven Schoeller als Aufsichtsratsvorsitzender der documenta und Museum Fridericianum gGmbH. „Naomi Beckwith heiße ich in der documenta-Stadt Kassel herzlich willkommen und blicke wie sicherlich die gesamte Kunst- und Kulturwelt mit Spannung und Vorfreude auf ihr künstlerisches Konzept. Ich danke dem hochkarätig besetzten Kreis der Kandidierenden und allen am Auswahlprozess beteiligten Personen. Sie haben in schwieriger Lage der documenta einen großen Dienst erwiesen.“
Andreas Hoffmann bedankte sich für den großen Einsatz aller Mitglieder der internationalen Findungskommission: „Mit ihrem Engagement hat die Findungskommission ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein für die zeitgenössische Kunst und die documenta in dieser ganz besonderen Zeit bewiesen. Der intensive Austausch zwischen den Mitgliedern hat zu einer zukunftsweisenden Wahl für die Künstlerische Leitung geführt. Damit ist der Grundstein dafür gelegt, dass wir nun weiter entschieden und mit Vorfreude Richtung documenta 16 gehen können und Kassel 2027 wieder Gastgeberin für die Kunstwelt und ihr internationales Publikum sein wird.“