© VG Bild-Kunst, Bonn 2024 | Foto Kunsthalle Mannheim, Rainer Diehl
Natalia Dumitresco | Geheimnisvolles Leben
Vom 11.10.2024 bis zum 26.01.2025 würdigt Hessen Kassel Heritage „InformELLE Künstlerinnen der 1950er/60er-Jahre“ mit einer Sonderausstellung in der Neuen Galerie. Die Ausstellung wirft einen neuen Blick auf die Kunst des Informel und präsentiert hochkarätige Positionen von 16 Künstlerinnen, darunter Maria Lassnig, Brigitte Meier-Denninghoff, Judit Reigl, Mary Bauermeister und Maria Helena Vieira da Silva. Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen, zweisprachigen Katalog, der im Deutschen Kunstverlag erscheint. Parallel zum Abstrakten Expressionismus in den USA entwickelte sich die informelle Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der vorherrschenden Kunstrichtungen in Europa. Dabei sind die Gestaltungsweisen – von dynamisch-gestischen Farbaufträgen bis hin zur Erzeugung feingliedriger Strukturen – vielfältig. Das Informel bezeichnet keinen einheitlichen Stil, sondern vielmehr eine künstlerische Haltung. Im Vordergrund steht der Schaffensprozess, bei dem sich Farbe und Material aus einer gegenstandsbezogenen Form befreien und selbst zum Gegenstand werden.
Im Rückblick scheint diese abstrakte Strömung eine vor allem von Männern dominierte Kunst zu sein. Die Ausstellung bietet nun eine neue Perspektive auf das Informel und zeigt Positionen von 14 Malerinnen und zwei Bildhauerinnen. Neben bekannteren Namen werden auch lange übersehene Künstlerinnen präsentiert. Maria Helena Vieira da Silva und Brigitte Meier-Denninghoff waren bereits auf den ersten documenta-Ausstellungen in Kassel – als zwei von nur wenigen Frauen – vertreten und erlangten internationale Bekanntheit. Viele andere Künstlerinnen dagegen gerieten trotz früher Erfolge in Vergessenheit und konnten sich nicht langfristig im Kunstbetrieb behaupten. In den kunsthistorischen Kanons fanden sie bisher kaum Eingang. Präsentiert werden Künstlerinnen aus dem deutschsprachigen Raum, aber auch Malerinnen aus Spanien, Portugal, Rumänien und Ungarn, die ihre Werke in den 1950er- und 1960er-Jahren in viel beachteten Ausstellungen in Deutschland zeigen konnten und somit einen wichtigen Anteil an der Kunst des Informel hatten. Anhand von kunstsoziologischen Fragen zu Netzwerken, Ausstellungsbeteiligungen und zur Rezeption wird den Mechanismen des Kunstbetriebs nachgespürt. Das Ausstellungsprojekt ist eine Kooperation von Hessen Kassel Heritage, der Kunsthalle Schweinfurt und des Emil Schumacher Museums in Hagen in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Informelle Kunst ‒ Kunsthistorisches Institut der Universität Bonn.