© Foto: Nikolaus Frank
Das Jahr 2020 ist ein ganz besonderes für die GRIMMWELT. Es steht ein Doppeljubiläum ins Haus: Das weltweit größtes Ausstellungshaus zu den Brüdern Grimm feiert fünften Geburtstag und zugleich jährt sich die Anerkennung der Kinder- und Hausmärchen als UNESCO-Weltdokumentenerbe zum 15. Mal. Im Interview haben wir mit Geschäftsführer und Programmleiter Peter Stohler über die Wiedereröffnung, das Projekt 5+15 und digitale Formate in Zeiten von Corona gesprochen.
Wie haben Sie die Wiedereröffnung erlebt? Was hat sich verändert?
Die Absage vieler Veranstaltungen trifft uns hart; genauso wie der starke Besucherrückgang: Wir haben nur noch maximal ein Fünftel der früheren Besucher. Dafür bieten wir nun die Märchenstunde mit Andrea C. Ortolano jede Woche online an, genauso wie Kurzvideos zu Themen aus der Dauerausstellung von Julia Ronge und zu Themen der Sonderausstellung »Rotes Käppchen, blauer Bart – märchenhafte Farben und Experimente« von Dr. Sabine Schimma, der Kuratorin der Ausstellung. Auch die »Nachbarschaftsgespräche« gehen weiter, vorderhand jedoch noch ohne Publikum, aber dennoch live. So bleiben wir fit und bereiten uns auf bessere Zeiten vor. Und die Beschränkungen beim Zulass (max. 50 Personen gleichzeitig dürfen das Haus betreten) bedeuten, dass unser Gäste ganz ungestört und mit sehr viel Platz die über 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche erkunden können. Ans Maskentragen werden wir uns bald gewöhnen. In Kürze wird es so selbstverständlich sein, wie es seit Jahrzehnten in Asien der Fall ist.
Erzählen Sie uns von Ihren Plänen zum Doppeljubiläum?
Fünf und fünfzehn sind die Stichworte. Zu Fünf: Fünf Jahre alt wird die Grimmwelt am 4. September 2020: wir werden feiern, aber pandemiebedingt mit großer Zurückhaltung. Die ursprünglich geladenen Gäste, die alle zum Erfolg der Grimmwelt beigetragen hatten – etwa die damalige Projektleiterin und Gründungsdirektorin Susanne Völker, das Kuratorenduo Anne-Marie Hürlimann/Nicola Lepp, der Architekt Kilian Kada oder der damalige OB Bertram Hilgen – möchten wir dann nächstes Jahr in die Grimmwelt einladen, damit sie vor Publikum berichten können, wie man ein solches Ausstellungshaus »erfindet«. Zu Fünfzehn: Im Frühjahr/Sommer 2021 laden wir Gäste ein zum Thema »Weltdokumentenerbe«: Es ist ja bald 15 Jahre her – am 17. Juni 2020 jährt sich die Eintragung der Kinder- und Hausmärchen in die Liste des Weltdokumentenerbes zum 15. Mal – seit die UNESCO in Paris den Handexemplaren der Kinder- und Hausmärchen das wichtige Label »Memory of the World« verliehen hat, was deutlich schöner klingt als das zurückhaltende deutsche »Weltdokumentenerbe«.
Die Formate »Grimms Märchenstunde digital« und »ZUKÜNFTCHEN« wurden in den Zeiten von Corona entwickelt. Wie geht es mit diesen Formaten nun weiter?
Wir werden die Formate bis auf weiteres auch nach den Zeiten der Einschränkungen durch Corona anbieten. Beide Formate bringen die Welt der Brüder Grimm in die Wohnzimmer – überall auf der Welt können die Märchen und die Hintergrundinformationen zu unseren aktuellen Ausstellungen erlebt werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit werden wir die entwickelten Formate den jeweiligen Gegebenheiten anpassen und für möglichst viele Interessierte online zur Verfügung stellen.
Worauf können sich die Besucher im Sommer besonders freuen?
Der Sommer gehört »Grimms Garten«, der von unserem Café-Bistro Falada betrieben wird: frische Luft, Sonne, Bäume, bequeme Liegestühle, viel Abstand, Sicht auf den schönsten Park in Kassel, gutes Essen und feine Drinks: was braucht es mehr, um den Sommer zu genießen? Ja, und wer dann will, der darf auch die Grimmwelt besuchen. Neben der Dauerausstellung gibt es den ganzen Sommer lang »Rotes Käppchen, blauer Bart – märchenhafte Farben und Experimente« zu sehen.
Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Zeit und wünschen Ihnen zahlreiche Besucher in Ihrem Ausstellungshaus und im »Grimms Garten«.