
© Bomm Forzio/Stefan Daub
Das Ensemble von „Chorprobe“: Christoph Steinau, Yevgeniya Schott, Sabine Guth, Claudius Freyer, Matthias Mitteldorf und Kathrin Roppel
Die Theatergruppe BOMM FORZIO wurde 2020 in Kassel gegründet und ist ein freies Ensemble von Künstlerinnen und Künstlern, die sich bei ihrer Zusammenarbeit im Kasseler Kult-Theater „TIC“ (Theater im Centrum) und beim Brüder-Grimm-Festival kennengelernt haben. 2021 wurde mit „Monologe eines Pinsels“ die erste eigene Produktion veröffentlicht, es folgten das Stück „Chorprobe“ und „Duo Sunshine“ im ehemaligen Kasseler Varieté-Theater Goethes PostamD. Wir haben Christoph Steinau – er ist eines der Gründungsmitglieder – zum Interview eingeladen, um mit ihm über Inspiration, die Premiere von „Mord zur Lücke“ und künftige Projekte zu sprechen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein freies Ensemble zu gründen?
2021 haben wir MONOLOGE EINES PINSELS in Goethes PostamD rausgebracht. Das Stück haben Daniele Nonnis und ich während der Pandemie geschrieben. Es basiert zu großen Teilen auf Danieles persönlichen Erfahrungen und thematisiert die Lebenssituation von Theaterschaffenden vor und nach Corona. Wir haben damals einfach drauflos geschrieben, ohne dabei im Kopf zu haben, wie das Ganze wohl aufgenommen wird. Es musste einfach raus. Nach den Aufführungen gab es dann teils sehr bewegende und rührende Reaktionen. Das hat einiges bei uns bewirkt und wir wollten unbedingt mit neuen Stücken weitermachen. Das hat schließlich auch dank der Unterstützung durch Peter Zypries und Sabine Iffert von Goethes PostamD zur Gründung eines Ensembles geführt: BOMM FORZIO!
Wie viele Mitglieder hat das Ensemble inzwischen?
Feste Mitglieder gibt es bei uns im Grunde nicht. Sabine Guth, Claudius Freyer, Roger Wandel und ich bilden als Gründungsteam den administrativen Kern der Gruppe. Darüber hinaus hat sich ein vielfältiges Netzwerk gebildet. Dabei sind nicht nur Theaterschaffende, sondern auch Künstlerinnen und Künstlern aus den Bereichen Film, Fotografie und Musik. Alle teilen die gleiche Leidenschaft fürs Theater und helfen BOMM FORZIO, Projekte zu verwirklichen. Bisher sind das um die 20 Personen.
Ihr habt vielfältige Talente und unterschiedliche Werdegänge rund um die Bühne – wie teilt man sich da auf?
Die Aufteilung ergibt sich aus den Anforderungen des jeweiligen Stücks. Regisseur Roger Wandel und ich kümmern uns um die Bearbeitung der Texte. Dann überlegen wir uns eine Verteilung der Rollen auf und hinter der Bühne. Und schließlich versuchen wir, die Wunschbesetzung von unseren Spinnereien zu begeistern. Dabei schöpfen wir zunächst aus unserem Netzwerk oder holen bei Bedarf neue Leute dazu. Manchmal entstehen dabei auch ganz neue Herausforderungen. Claudius beispielsweise hat bei DUO SUNSHINE sein Talent für die Komposition von Schlagern entdeckt und ist dabei über sich hinausgewachsen.
Wie entsteht eine Produktion? Was inspiriert euch?
Wir tragen verschiedene Ideen zusammen und legen die nächsten Projekte fest. CHORPROBE haben Claudius und Roger vor zehn Jahren schon auf diversen Tourneen rauf und runter gespielt. Wir wollten diese herrlich schräge Farce schon seit Jahren gemeinsam in Kassel auf die Bühne bringen. DUO SUNSHINE wurde von Maria Kleinschmid tatsächlich für Claudius und Sabine geschrieben, die ja genau wie die Hauptfiguren Beau und Belinda auf und abseits der Bühne ein Paar sind. Kurioserweise lief das Stück aber bisher nur in Österreich. Durch BOMM FORZIO konnten wir diese ganzen Projekte dann endlich umsetzen. Allgemein inspiriert uns das menschliche Wesen mit all seinen Abgründen und Unzulänglichkeiten, aber auch seiner Liebe und Kraft. Und Humor. Wir lieben es, zu lachen!
Im Auftrag von Goethes PostamD bringt BOMM FORZIO eine neue Uraufführung heraus. Die Krimikomödie „Mord zur Lücke“. Erzählst du uns bitte etwas über das Stück.
Lena Baumgarte, die sonst bei uns hinter den Kulissen werkelt, hatte die Idee für die Story. Wir beide haben dann das Textbuch gemeinsam geschrieben. Lena hatte von Anfang an Claudius Freyer für die Hauptrolle im Kopf. Er spielt Portier Augustin Montag, der sich seit 42 Jahren für Familie Hofacker um die tief im Reinhardswald gelegene Pension „Herkules-Born“ kümmert. Am Vorabend eines Jahrhundertsturms finden sich dort ein paar rätselhafte Personen ein, die allesamt Interesse an einem merkwürdigen Gemälde in der Lobby und dem Hotelerben Ernst Wotan Hofacker haben. Im Laufe der Nacht ist die Pension von der Außenwelt abgeschnitten, das Gemälde verschwunden und eine Leiche liegt auf dem Balkon. Tja, und der gute Augustin hat einen mächtigen Schlag auf den Kopf bekommen und hält sich nun für einen verschollenen Meisterdetektiv, der unbedingt diesen ganze Schlamassel aufklären will. Mit Martin Rüegg, Katharina Martin und Anja Dorrer aus Berlin konnten wir eine tolle Besetzung gewinnen. Und ich darf gleich zwei Rollen spielen. Ich kann versprechen, es wird spannend und ziemlich lustig.
Bomm Forzios musikalische Leiterin Yevgeniya Schott feiert am 16. Dezember 2023 die Premiere eines eigens gestalteten Konzert-Abends. Was dürfen wir erwarten?
Die meisten kennen Yevgeniya als musikalische Leiterin des tic – Theater im Centrum oder des Brüder-Grimm-Festivals. Oder in der Rolle der strengen Zuchtmeisterin Frau Schnetzel in CHORPROBE. Sie ist eine virtuose Pianistin mit klassischer Ausbildung, aber ihr Herz schlägt auch für Jazz und Rockmusik. Für ihren Solo-Abend hat Yevgeniya eine sehr persönliche Auswahl mit Werken von Vivaldi über Beethoven bis hin zu Astor Piazzolla und Queen zusammengestellt und möchte ihre Herzens-Musik mit dem Publikum teilen. Es wird sich lohnen!
Im März 2024 steht die Wiederaufnahme von „Monologe eines Pinsels“ auf dem Programm. Was plant ihr weiterhin für das nächste Jahr?
Erstmal freuen wir uns sehr, dass wir in unserem aktuellen Spielplan eine breite Auswahl von Produktionen präsentieren können. Momentan stecken wir noch mitten in der Realisierung von MORD ZUR LÜCKE und Daniele hat jetzt schon wieder angefangen, seine 50 Seiten Text für die Pinsel-Monologe zu lernen.
Aber es gibt tatsächlich schon konkrete Pläne für nächstes Jahr. Wenn Daniele mal nicht Text lernt, schreiben wir gemeinsam an DIE OBSERVATION. Diese schräge Kriminalkomödie wird nächstes Jahr rauskommen. Das Publikum wird die beiden grundverschiedenen Ermittler Walter und Hardy dabei erleben, wie sie ihren größten Fall lösen müssen: ihr Leben. Und dann würden wir gern noch ein weiteres Projekt umsetzen, das wir schon lange mit uns rumtragen: VARIETÉ PARADOX. In den Räumen von Goethes PostamD wurde ja über 20 Jahre lang Varieté-Theater geboten. Das Stück wird eine Huldigung dieser wunderbaren Kunst, aber auf ganz spezielle BOMM-FORZIO-Art. Wenn uns das gelingt, werden sich im PostamD die Balken biegen.
Wir bedanken uns ganz herzlich für deine Zeit und und freuen uns auf ein Wiedersehen bei der Premiere am 28. Oktober in Goethes PostamD.
Termine: CHORPROBE
Sonntag, 01.10.2023 | Freitag, 13.10.2023 | Samstag, 14.10.2023 | Sonntag, 15.10.2023 | Freitag, 12.01.2024 | Samstag, 13.01.2024 | Sonntag, 14.01.2024
Termine: MORD ZUR LÜCKE
Samstag, 28.10.2023 (Premiere) | Samstag, 04.11.2023 | Sonntag, 05.11.2023 | Freitag, 10.11.2023 | Sonntag, 12.11.2023 | Donnerstag, 07.12.2023 | Freitag, 08.12.2023 | Samstag, 09.12.2023 | Sonntag, 10.12.2023 | Freitag, 19.01.2023 | Samstag, 20.01.2023 | Sonntag, 21.01.2023
Goethes PostamD
Veranstaltungsbeginn: jeweils 19:30 Uhr
Einlass 18:45 Uhr