Zum Inhalt: Der Bankangestellte Josef K. wird am Morgen seines dreißigsten Geburtstags in seinem Schlafzimmer verhaftet. Die beiden Herren, die plötzlich im Auftrag des Gerichts neben seinem Bett stehen und ihm genüsslich sein Frühstück wegessen, nennen ihm keine Gründe dafür. Vergeblich versucht er herauszufinden, weshalb er angeklagt wurde. Auf seiner fieberhaften Suche nach den Gründen irrt er durch mysteriöse Gerichtsgebäude und findet sich am Ende in einer leeren Kathedrale wieder: hier sucht er nach Klarheit, nach Erlösung, doch selbst hier kann ihm anscheinend niemand helfen. Regisseur Joern Hinkel fasziniert Kafkas Text seit langem: „Kafkas Roman ist ausgesprochen vielschichtig. Auf den ersten Blick ist es eine Geschichte über den Verlust von Rechtsstaatlichkeit, ausgelöst durch eine undurchdringliche Organisation, ein anonymes „Gericht“, das durch seine Vorgehensweise elementare Menschenrechte verletzt. Aber es ist auch die Geschichte über eine schweigende Masse, die das Unrecht als gegeben hinzunehmen scheint. Josef K. begehrt auf. Er versucht, hinter das Unrechts-System zu blicken, und wird dafür bestraft. Auf den zweiten Blick ist der PROZESS eine Parabel über die Befreiung aus den Fesseln eines unzumutbaren, willkürlichen Gesetzes, über die Auflehnung gegen einen ungerechten Gott, der den Menschen in einer absurden Welt allein zu lassen scheint.“
Kafkas PROZESS sprüht aber auch vor absurden Situationen, ist manchmal tiefsinnig und traurig, aber genauso naiv und verspielt. „Dass Kafka ein begeisterter Kinogänger und Witze-Erzähler war, merkt man den slapstick-haften Szenerien hier ganz besonders an“, sagt Regisseur Joern Hinkel und fügt hinzu: „Kafka war ein regelmäßiger Besucher von Tanzlokalen, seine Erlebnisse aus dem Prager Nachtleben fließen in unsere Fassung mit ein. Tagsüber irrt Josef K. durch die Instanzen der Gerichte, nachts versucht er, diesem Albtraum in Nachtclubs zu entfliehen. Es wird gesungen und getanzt, inspiriert durch die überbordende Swing-Musik der 20er Jahre. Ein Tanz auf dem Vulkan! Ich will versuchen, diese besondere Kafka’sche Mischung aus Poesie, Finsternis, Humor und Musik auf die Bühne zu bringen, mit einem ganz und gar außergewöhnlichen Schauspieler-Ensemble.“
Tickets: ab 29€, www.bad-hersfelder-festspiele.de