Offen für Vielfalt, geschlossen gegen Ausgrenzung – seit Wochen hängen Schilder mit diesen Slogans an den Türen zahlreicher nordhessischer Unternehmen, Kultureinrichtungen, Institutionen, Geschäfte und privater Haushalte. Wir haben Dagmar Krauße, Sprecherin der Initiative „Offen für Vielfalt“ bei Wintershall, getroffen und mit ihr über die Aktion gesprochen.
Wintershall und einige andere Unternehmen der Region haben jetzt die Aktion „Offen für Vielfalt – Geschlossen gegen Ausgrenzung“ gestartet. Was steckt dahinter?
Wir sprechen in Kassel und der Region mit einer Stimme deutlich gegen Ausgrenzung und setzen uns für Weltoffenheit ein. Bei Wintershall in Kassel arbeiten etwa 700 Menschen aus 50 Nationen. Experten und Fachleute aus aller Welt. Bei anderen Unternehmen der Region sieht das ähnlich aus. Wir alle sind auf Offenheit angewiesen. Unternehmen verweisen gern auf ihre wirtschaftliche Bedeutung und halten sich bei politischen und gesellschaftlichen Themen eher zurück. Aber wir können und wollen uns nicht raushalten. Denn es gilt, gesellschaftlich Position zu beziehen. Deshalb setzen wir gemeinsam mit vielen anderen Unternehmen aus der Region Kassel ein deutliches Zeichen.
Gab es einen bestimmten Anlass, dass Unternehmen so klar Stellung beziehen?
In jüngster Zeit haben sich Ereignisse gehäuft, in der eine laute Minderheit die gesellschaftliche Stimmung in eine Richtung zu verändern suchte, die wir nicht gutheißen können. Die feindlichen Ausschreitungen in Chemnitz waren sichtbarer Punkt eines wachsenden Unbehagens, das wir schon länger hatten.
Liegt der Fokus der Aktion demnach insbesondere auf dem Kampf gegen Rassismus?
Wir stehen für Demokratie und Rechtsstaat, für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung. Das ist unser Fundament. Rassismus ist dabei nur ein Aspekt. Es geht um gesellschaftlichen Zusammenhalt und darum, dafür gemeinsam ein- und aufzutreten. Und jeder Form von Hass, Rassismus, Beleidigung oder Gewalt mit Entschiedenheit zu begegnen.
Was kann die Aktion bewirken?
Im ersten Schritt der Kampagne steht die öffentliche Wahrnehmung. Wir wollten ein deutliches Zeichen setzen, haben Anzeigen geschaltet in Tageszeitungen und Magazinen, sind auf Großplakaten präsent und in 40 Straßenbahnen in Kassel. Jetzt haben wir zusätzlich Citycards anfertigen lassen, die in der Gastronomie ausliegen. Damit wollen wir Präsenz zeigen und zum Nachdenken anregen. Im zweiten Schritt wollen wir aus der Initiative eine Bewegung machen. Deshalb sollen alle, die dabei sein wollen, ein Selfie von sich und ihrem Schild posten, um klar zu zeigen: Wir sind viele!
Welche Rückmeldungen haben Sie bislang erhalten?
Die Rückmeldungen sind fast ausschließlich positiv. Dabei sind es nicht nur Unternehmen und Institutionen aus allen Bereichen der Stadt, die sich beteiligen. Auch eine große Zahl von Privatpersonen macht mit. Bis jetzt wurden in Kassel über 2500 Schilder bestellt und ausgeliefert.
Soll die Aktion, die bislang klar regional verankert ist, im neuen Jahr ausgeweitet werden?
Unbedingt. Aber nicht räumlich. Es ist eine Initiative nordhessischer Unternehmen, und das soll auch so bleiben. Aber wir möchten den nächsten Schritt gehen und noch stärker ins Handeln kommen. Wir wollen gezielt Projekte unterstützen, die Vielfalt in der Gesellschaft stärken und sich für Integration, Inklusion, internationale Verständigung und Chancengleichheit einsetzen.
„Offen für Vielfalt - Geschlossen gegen Ausgrenzung“ ist eine gemeinsame Initiative von Wintershall, K+S, Hübner-Gruppe, Kasseler Sparkasse, Schaltbau Bode Gruppe, Gesundheit Nordhessen, KVG, MHK, den Wirtschaftsjunioren Kassel e.V., MT Melsungen und der HNA mit dem Verein für Internationale Verständigung e.V.
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