
Links: Luftbild der zerstörten Kasseler Altstadt vom Turm der Lutherkirche in Richtung Unterneustadt. Links die Martinskirche, rechts der Druselturm, in der Mitte Betten Kranefuß.
Der 22. Oktober 1943, für Kassel und seine Bevölkerung ein verhängnisvoller Tag. Mehr als 10.000 Menschen sterben, als das Flächenbombardement der Alliierten die Kasseler Altstadt in nur 90 Minuten beinahe komplett zerstört. Als Rüstungsstadt der Nationalsozialisten steht Kassel im zweiten Weltkrieg als Ziel von Luftangriffen im Fokus. Der eigentlich klare, schöne Tag im Oktober markiert den Todestag Alt-Kassels. Es folgt eine Zeit extremer wirtschaftlicher Not. Der Wiederaufbau ist schwer. Bis heute hat sich Kassels Bevölkerung nicht vom Krieg erholt: Die Bevölkerungszahl vor Oktober 1943 konnte bis heute nicht wieder erreicht werden. Zum 75. Jahrestag wird nun den Geschehnissen, ihren Auswirkungen und Opfern gedacht.
Konzert
Am Sonntag, den 21. Oktober, findet ab 17 Uhr hierzu in der Kasseler Martinskirche eine offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt und ein Chor-Konzert statt. Aufgeführt werden Mozarts „Requiem“, Samuel Barbers „Agnus Dei“ und „Drei Engel Lieder“ von Toshio Hosokawa. Unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Eckhard Manz spielt das Orchester St. Martin und die Solisten Anna Nesyba, Ulrike Schneider, Rolf Sostmann und Thomas Schütz.
VVK: 10-25 €, www.musik-martinskirche.de, Tel. (0561) 20 32 04
Lesungen
Außerdem finden im Rahmen des Gedenkens verschiedene Lesungen statt. Am 17. Oktober, 19 Uhr, liest Horst Seidenfaden im Stadtmuseum Kassel aus seinem neuen Kassel-Krimi „Die Nacht. Die Angst. Der Tod.“. Das Buch des früheren HNA-Chefredakteurs spielt in den Tagen des Bombenangriffs und erscheint im Oktober.
Der Zeitzeuge Günter Boller wird am 21. Oktober ebenfalls im Stadtmuseum sein Buch „Schicksalsjahre der Stadt Kassel: Das Inferno der Zerstörung und der schwierige Wiederaufbau“ in einer Sonntags-Matinee ab 11:30 Uhr vorstellen. Zur Zeit der Zerstörung Kassels war er acht Jahre alt und erlebte das Geschehen in der Nähe der Altstadt in einem Keller der Ysenburgstraße. Boller ist einer der wenigen Kassler, die das historische Kassel vor seiner Zerstörung in allen Facetten erleben konnte, was seinen Bericht besonders lebendig macht. Der Eintritt zur Lesung ist frei.