C_Tine Acke
Ihr neues Programm beschäftigt sich mit Ihrer deutschen Einbürgerung. Gab es einen konkreten Anlass, dass Sie Deutscher werden wollten?
Ja. Unser Vize-Kanzler hat mich angeschrieben und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, Deutscher zu werden. Kein Witz. Also, Olaf Scholz war damals noch nicht Vize-Kanzler, sondern Bürgermeister von Hamburg. Ich war sehr geehrt, diesen Brief persönlich von ihm zu bekommen. Später habe ich erfahren, den Brief haben 150 000 Menschen bekommen… Aber immerhin. In meinem Programm geht es jedenfalls um meine jahrelange Liebesaffäre mit Deutschland. Und wie Sie jetzt schon wissen, haben wir uns am Ende das Ja-Wort gegeben. Aber es geht auch um den Frieden in Europa, um die verrückte Zeit die wir momentan erleben und darum, wie es meine Oma geschafft hat, eine Stubenfliege zu dressieren. Ich würde sagen, es gibt was zum Lachen, jede Menge sogar, aber vor allem fürs Herz und für den Kopf.
Als Deutscher haben Sie nun auch das Wahlrecht. Was halten Sie von unserer Parteienlandschaft?
Wie jede Landschaft hat auch die Parteienlandschaft viele Berge und Täler, Höhen und Tiefen. Und einige sehr sumpfige Gebiete, die man gerne trockenlegen könnte. Aber dass wir in Deutschland und in Frankreich eine Demokratie haben, das ist was Tolles. Wir können alle mitbestimmen – wenn man sich andere Länder anguckt, sieht man, dass ist nicht selbstverständlich. In Deutschland hat die Demokratie bisher aber super funktioniert – man kann bei der Wahl wählen, wen man möchte und am Ende gewinnt Angela Merkel. Gut, dass wird sich jetzt ändern. Die CDU schickt AKK ins Rennen. Obwohl, sie ist jetzt erstmal Verteidigungsministerin. Da weiß man nicht, was schlimmer ist – vom Feind angegriffen oder von AKK verteidigt zu werden.
Deutsche erzählen sich gerne Franzosenwitze. Gibt es in Frankreich Deutschenwitze?
Sie meinen so etwas wie „Kommt ein Deutscher unpünktlich zum Termin“? Gibt es bestimmt, aber da geht immer viel in der Übersetzung verloren. Die Engländer haben einen Witz über die Deutschen – und ich betone, der ist nicht von mir: „Wie viele Deutsche braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben? Einen – die Deutschen sind sehr effizient und haben keinen Humor.“ Eigentlich ein schöner Witz, aber dass die Deutschen keinen Humor haben, kann ich nicht bestätigen.
In Frankreich existiert eine ausgeprägte Streik-Kultur.
In Deutschland braucht man einen Grund zum Streiken. In Frankreich streikt man erstmal. Der Grund findet sich dann schon. Aber man muss sagen, die Deutschen bemühen sich in letzter Zeit schon sehr. Für einen Deutschen ist es aber auch schwer. Er möchte gerne streiken... aber er hat eigentlich keine Zeit, weil er muss ja arbeiten. Deshalb hat der Deutsche den Warnstreik erfunden.
Vor zwei Jahren sind Sie beim Festival kurzfristig für Rainald Grebe eingesprungen. Wie haben Sie den Auftritt in Erinnerung?
Als einen wunderbaren Abend – weil das Publikum so toll war. Gut, ein paar haben mich die ganze Zeit so angesehen als würden sie denken, wann geht der Typ denn endlich ans Klavier? Und warum hat der Grebe heute so eine komische orange Trainingsjacke an? Aber es war toll, ich meine, in einem Zelt zu spielen beim Sommer im Park, das ist einfach etwas Besonderes. Schon damals wusste ich: Ich muss unbedingt wiederkommen.
Alfons hat Sie berühmt gemacht. Können Sie sich vorstellen noch weitere Alter Egos zu kreieren oder Alfons weiterzuentwickeln?
Alfons und ich, wir sind unzertrennlich. Ein bisschen wie eineiige Zwillinge. Gut, es gibt natürlich auch Unterschiede. Alfons drückt die Dinge vielleicht etwas anders aus als ich und versucht die Welt um ihn herum durch Fragenstellen zu verstehen. Solche Fragen wie „Wolle kratzt – macht das nicht die Schafe verrückt?“ Ich glaube, Alfons hat noch viel zu erzählen - da braucht es erstmal keine anderen Alter Egos.
›› Alfons am 30.8. in Vellmar, VVK: ab 22 € , www.piazza-vellmar.de
FRIZZ verlost 2x2 Tickets. Teilnahme auf www.frizz-kassel.de oder via Postkarte an den Verlag. Einsendeschluss: 20.8.2019.