Granada - Eh Ok
In Deutschland ist Mundart einigermaßen verpönt, in Rock und Pop eigentlich undenkbar. Man stelle sich vor, Kraftklub sängen Sächsisch und Cro auf Schwäbisch. Man verbindet das hierzulande gemeinhin mit Provinzialität. Österreichisch hingegen finden derweil alle ganz hübsch. Vor allem in der jüngeren Vergangenheit eroberten vermehrt Bands von jenseits der Zugspitze die deutschen Charts.
Der Hype um Combos wie Bilderbuch und Wanda war längst ausgebrochen, als Thomas Petritsch, der bis dahin nur englischsprachige Musik geschrieben hatte, 2015 den Auftrag erhielt, die Titelmusik zum Film „Ottakring“ zu produzieren. Auf Deutsch. Nach anfänglichen Problemen, sich darauf einzulassen, lösten sich mit der Zeit seine Vorbehalte gegen das Mundartliche auf. Und bald schon schuf Petritsch feinste Texte etwa über den Wiener Stadtteil Ottakring, „wo das Bitter so viel süßer schmeckt als irgendwo in Wien“. Neben den beiden Filmsongs „Ottakring“ und „Eh ok“ entstanden eine Fülle Songskizzen, die Petritsch einfach nicht verwerfen wollte. Also heuerte er in Graz vier Musiker an und gründete eine Band, eine „Liebe auf den ersten Blick im Proberaum“, wie er rückblickend sagt. Gemeinsam entwickelten die fünf einen Sound aus E-Gitarren und Akkordeon, allerbeste Sommerferienmusik in Pastell. Das Debütalbum erschien im Herbst 2016, das wunderbare Stücke wie „Pina Colada“ und „Lang is her“ beinhaltet. Einer der Höhepunkte ist eine deutsche Version des Billy-Joel-Klassikers „Vienna“, das bei Granada „Wien wort auf di“ heißt. Es folgte eine ausgedehnte Tour mit den Sportfreunden Stiller, erste Chartserfolge, TV-Auftritte etwa bei „Inas Nacht“ und zwei Nominierungen für den Amadeus-Award.
Im Vorjahr hat Granada mit „Ge bitte“ nachgelegt. Die neuen Songs entstanden dabei auf Tour. Viele Stücke des Albums wurden bereits auf der Bühne ausprobiert und auf Tauglichkeit geprüft. Leicht und sommerlich kommt das Album daher, doch schimmert hinter den luftigen Dur-Akkorden eine gute Portion Melancholie und Ernsthaftigkeit durch. Und das Spiel mit dem Mundartlichen hat Petritsch längst perfektioniert: „Hochdeutsch ist schon sehr schön, aber mit der Schönheit auch recht starr“, sagt er. Durch dialektale Färbung hingegen ergäben sich schöne Facetten. Petritsch: „Ich glaube, das Wichtigste ist, das man versucht authentisch zu bleiben. Und dass man das auch in den Songs wiedergibt.“
Und so ist es nur folgerichtig, dass Thomas Petritsch und seine Mannen weder goldene Anzüge und Falco-Reminiszenzen, noch die Attitüde eines über Bühnenbretter torkelnden Rockstars bemühen. Granada ist einfach eine vorzügliche Band. Punkt. Ihre Musik verbindet die ländlichen Klänge ihrer Heimat mit urbanem Sound.
Zum vierten Mal findet die FRIZZnight zum „Sommer im Park“-Festival in Vellmar statt. Nach umwerfenden Konzerten von Phillip Dittberner, Faber, Mohr, Louis On The Run und zuletzt Anna Depenbusch spielen heuer die Grazer im charmanten Zirkuszelt im Ahnapark. Als Support ist die Kasseler Indiepop-Combo Mykket Morton am Start.
›› VVK: 22-25 € (inklusive Kombiticket Kassel Plus),