
© Nikolaus Frank
Andreas Diehlmann hat spät gelernt, sein eigenes Ding zu machen. Er war Studiomusiker und begehrter Live-Gitarrist. Erst mit 50 veröffentlichte er sein Debüt, das sich direkt in den Top 10 der Blues-Charts platzierte. Jetzt stellt er sein neues Album vor.
Auf „Your Blues Ain’t Mine“, so der Titel des neuen Albums, beschwört Gitarrist und Sänger Andreas Diehlmann mit seinen Mitstreitern Volker Zeller am Bass und Tom Bonn an den Drums wieder den Blues in einer härteren Gangart. Bis an die Leistungsgrenze seines Marshall Amps lässt Diehlmann sein Brett durch ein Repertoire aus weitgehend eigenen Stücken treibend rockigen Blues’ zischen, widmet sich nacheinander dem Delta-Blues, der Rockballade und Jimi Hendrix, taucht dabei gelegentlich vor der Windmaschine auf oder aber legt slow down die Beine hoch. Meisterhafte Gitarrenarbeit und feine Musiker, die schon lange zusammen arbeiten, das sind die Zutaten für Topqualität.
Dazu hat der Kasseler ein paar bemerkenswerte eigene Songs im Repertoire. Allen voran das Titelstück „Your Blues Ain’t Mine“, das lässig groovend um ein großspuriges Riff aufgebaut ist. Daneben hat er sich im Opener an Robert Johnsons „Come On Into My Kitchen“ abgearbeitet. Die Combo spielt es zunächst als scheppernden Delta-Blues mit klagender Mundharmonika, ehe es gegen Mitte des Songs Fahrt aufnimmt. Auch eine Jimi-Hendrix-Nummer ist auf dem Album vertreten, eine Instrumental-Version von „Little Wing“ – episch und phänomenal.
Mit ihrer neuen CD untermauert die Kasseler Band ihren Anspruch auf eine Top Platzierung in den Amazon-Bluesrock-Charts.
Der Weg dorthin, zum eigenständigen Künstler, war lang für Andreas Diehlmann. Im Oberbayrischen aufgewachsen, lernt er mit elf das Gitarrespielen. Er besucht die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl und absolviert ein Studium der klassischen Gitarre an der Musikakademie Kassel. Seit 1993 ist er freiberuflicher Musiker. Er heuert beim Bluevalley-Studio in Kassel an, wo er in etlichen Studioproduktionen mitwirkt, er arbeitet mit Peter Weyhe und Semino Rossi und geht bis heute mit Schlagersängerin Laura Wilde auf Tour.
Zum Blues kommt er eher zufällig. Diehlmann: „Ich habe mich auf Blues-Sessions rumgedrückt, um ein bisschen mit anderen Musikern in Kontakt zu kommen. Mit dieser Musik hatte ich bis dahin wenig zu tun.“ Das ändert sich, mit der Zeit wird er eine feste Größe auf der Offenen Bühne im Schlachthof. Dort lernt er während einer Jam-Session auch jemanden aus dem Umfeld von Sydney Ellis kennen. „Und ruft an, wenn ihr einen Gitarristen braucht“, ruft Diehlmann dem Kollegen im Gehen noch zu. Dass sich kurze Zeit später die US-amerikanische Bluessängerin tatsächlich bei ihm meldet, macht ihn sprachlos. Einige Jahre tourt er mit Ellis durch Europa, spielt unzählige Konzerte an ihrer Seite. „Während dieser Zeit ist mir klar geworden, dass ich etwas eigenes machen muss“, sagt er heute. Etwas eigenes wie Sydney Ellis. Ebenfalls recht spät, als 44-Jährige, hatte die Sängerin ihre Karriere gestartet – bei einer Blues-Session.
Diehlmann sucht sich in der Folge Mitstreiter für seine Combo und arbeitet an eigenen Songs. Das erste, was sich ändert, ist sein Gitarrensound. Er ist härter, rauer und griffiger als zu früherer Zeit. „Die Gitarre ist ein Soundinstrument“, sagt der klassisch ausgebildete Musiker. „Viele Musiker beschäftigen sich sehr viel mit ihrem Spiel und sehr wenig mit ihrem Klang. Dabei kann das simpelste Riff im richtigen Sound absolut einschlagen.“ Das erste Album, kurz „ADB“ betitelt, wird ein voller Erfolg. Die Kritiker vergleichen Diehlmann in hymnischen Rezensionen mit den Großen der Szene, mit Henrik Freischlader etwa.
Die neun neuen Songs hat die Band im Mountain Meadow Studio aufgenommen, im Keller von Diehlmanns Haus in Kassel-Oberzwehren. Und von dort aus geht es nun wieder raus auf die Bühne. Bis Ende des Jahres ist die Band unterwegs. Den Anfang macht das Gastspiel im Theaterstübchen.
VVK: 13 €, AK: 15 €. www.theaterstuebchen.de
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