
© A. Hensmanns
Die vielfältigen Umwälzungen des 16. Jahrhunderts spiegeln sich zum Teil in ganz überraschenden Dingen. So etwa in der Motivwahl der gusseisernen Ofenplatten, die das Hessische Landesmuseum aktuell in einer Sonderausstellung präsentiert. Anhand ausgewählter Ofenplatten aus der reichhaltigen Sammlung des Marburger Geschichtsvereins, ergänzt um einige Leihgaben sowie Platten aus dem Bestand der Museumslandschaft Hessen Kassel bietet die Ausstellung überraschende Einblicke in die bewegte Zeit des 16. Jahrhunderts.
In der Motivwahl der so genannten Bibelöfen spiegeln sich die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Auswirkungen der Reformation. Offene Kritik an den Vertretern der katholischen Kirche findet sich ebenso, wie Belege für eine neue Bildsprache, die sich gedruckter Vorlagenwerke bedient. Die Ausstellung illustriert damit auch die Bedeutung des neuen Mediums der Druckgrafik, die an der Verbreitung der reformatorischen Lehre erheblichen Anteil hatte. Gleichzeitig wird die Herstellung der Ofenplatten in Zusammenarbeit von Eisengießern und bedeutenden Bildschnitzern, wie etwa dem Frankenberger Philipp Soldan, vorgestellt und auch der Aspekt der technischen Innovation des gusseisernen Kastenofens selbst kommt nicht zu kurz.
Bibel in Eisen, bis 4.2., Hessisches Landesmuseum, Öffnungszeiten: Di–So und feiertags 10–17 Uhr, Do bis 20 Uhr, Eintritt: 6 € (ermäßigt 4 €), Kinder bis 18 Jahre frei