Viele talentierte Musiker wollen später auch im Bereich der Musik einen Beruf ausüben. Das Feld ist groß – vom Instrumentenbauer bis in die Pädagogik. Wir haben Menschen getroffen, die ihr musikalisches Hobby zum Beruf gemacht haben.
Wolfram Boder
Musikwissenschaftler
Was haben Louis Spohr und The Bates miteinander zu tun? Zugegeben, auf dem ersten Blick ziemlich wenig. Für Musikwissenschaftler Dr. Wolfram Boder sind beide Gebiete – das Wirken des großen Komponisten und Violin-Virtuosen Louis Spohr und die Kasseler Punkrockszene – bevorzugte Forschungsschwerpunkte.
Mit Louis Spohr beschäftigt sich Boder seit seinen Studientagen in München und Berlin. So schrieb er seine Doktorarbeit über den berühmtesten Komponisten seiner Zeit, der 1859 in Kassel starb.
Als Musikwissenschaftler erforscht Boder heute als Freiberufler Theorie, Praxis und Geschichte der Musik. Er hält Kurse, Seminare und Vorträge unter anderem an der Volkshochschule. Und nebenher gibt er Klavier- und Klarinettenunterricht im Kasseler Raum und in der Musikschule Warburg. Aber der Komponist Louis Spohr hat Boder bis heute nicht losgelassen. Der 47-Jährge engagiert sich in der Spohr-Gesellschaft und arbeitet als Berater eng mit dem Kasseler Spohr-Museum zusammen. Und zurzeit ist dort auch eine Ausstellung zu sehen, die Boder kuratiert hat. „Enten, Knallfrösche und Pilzköpfe“ heißt die Schau, die sich im Umfeld von Boders zweitem, eingangs erwähntem Spezialgebiet beschäftigt. Beatcombos sind Vorreiter der späteren Punkbewegung, und auch in Kassel gab es einflussreiche Vertreter wie die Ducks, die Petards und die Kettels.
„Punkrock ist eine sehr ereignisreiche Geschichte, ohne die es Bands wie Milky Chance vermutlich nicht gegeben hätte“, sagt er. Bis Ende Februar ist die Ausstellung über die Musik der 60er noch im Spohr-Museum zu sehen.
Laura Meyer
Militärmusikerin
Lange Märsche, Schlafen im Biwak, Schießübungen – und zwischendurch Klarinette spielen. So sah für einige Jahre das Leben von Laura Meyer aus. Die heute 29-Jährige hatte sich nach dem Abitur für zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet, um eine Laufbahn als Feldwebel einzuschlagen. Ihr Ziel war es, als Militärmusikerin zu dienen. Auf diese Idee brachte sie ihr damaliger Instrumentallehrer, der selbst Wehrdienst beim Bund geleistet hatte. Nach einem Schnupperpraktikum beim Ausbildungsmusikkorps machte Laura Meyer ernst.
„Dieser Karriereweg hat mir ermöglicht, meine beiden Hobbys im Beruf zu kombinieren: Musik und Sport“, sagt sie. In den ersten vier Jahren studierte sie neben ihrer militärischen Ausbildung Orchestermusik in Düsseldorf. Seit ihrem Abschluss als Bachelor of Music ist sie Teil eines von 14 bundesweiten Orchestern, dem Heeresmusikkorps Kassel. Damit kommt sie auf jährlich bis zu 160 Einsätze im In- und Ausland. Inzwischen spielt Laura Meyer seit 19 Jahren Klarinette, neun davon bei der Bundeswehr. Neben ihrer Funktion als Orchestermusikerin ist Laura auch noch zuständiger Feldwebel für Nachwuchsgewinnung. Das bedeutet, dass sie die Militärmusik auf Messen vertritt und sich darüber hinaus um Praktikanten und deren Anwerbung kümmert.
Übrigens: Wer sich von der Musik des Heeresmusikkorps Kassel einen Eindruck machen will, sollte sich den 4. November im Kalender ankreuzen. Dann gibt das Orchester ab 18 Uhr ein Benefizkonzert im Opernhaus Kassel zugunsten des Kuratoriums Aktion für behinderte Menschen Region Kassel.
www.kommando.streitkraeftebasis.de
Edgar Knecht
Jazzpianist & Musiklehrer
Während andere nach dem Abitur im Berufsdschungel ziellos umherirren, war für Edgar Knecht bereits im frühen Kindesalter klar, wohin ihn seine berufliche Reise einmal führen wird. Fasziniert von der Instrumentensammlung seines Großvaters, der ebenfalls Musiker war und Knecht die ersten Grundlagen des Klavierspielens beibrachte, erscheint es nicht verwunderlich, dass der vielfach ausgezeichnete Jazzvirtuose schon seit seiner Jugend eigene Werke für Klavier komponierte, bevor er unter anderem klassisches Klavier bei Hellmuth Vivell an der Universität Kassel und Jazzklavier bei Klaus Ignatzek in Oldenburg studierte. Nach unzähligen Auftragskompositionen für Theater, Film und Fernsehen machte sich Knecht auf die Suche nach seinen musikalischen Wurzeln und wird heute für seine Jazzinterpretation deutscher Volkslieder weltweit bejubelt.
Was man mit Tasten alles machen kann, zeigt der Pianist und Komponist auch in seiner eigenen Klavierschule. Mit einem fünfköpfigen Team aus hochqualifizierten Musikerinnen und Musikern gibt der Künstler sein Know How in Form spannender didaktischer Konzepte an musikbegeisterte Menschen weiter und verbindet dabei das Traditionelle mit dem Modernen. Ob bei den ersten Gehversuchen am Klavier, beim Training für die Band, in der Vorbereitung zur Aufnahmeprüfung, in der Weiterbildung für Profis oder einfach nur für den Spaß an der Musik: „Klavier Aktiv“ zeigt, wie es geht.
Klavier Aktiv, Wilhelmine-Halberstadt-Straße 16, 34131 Kassel, Tel. 0561 3165888,
Christian Svenson
Drummer & Musikschullehrer
Seinen Anfang als Muisker fand der Drummer Christian Svenson in einer Blaskapelle in Simmershausen. Den Wunsch professionell und beruflich Musik zu machen, wurde ihm von seinem damaligen Instrumentallehrer mit auf den Weg gegeben. Doch vorerst wählte er den scheinbar sicheren Weg und machte eine Ausbildung zum Energieelektroniker, ehe er anschließend Schulmusik studierte. Bereits während des Studiums gab er Unterricht. In dieser Zeit kam Christian Svenson mit weiteren Musikern in Kontakt und trommelte in Tanzkapellen, Rock- und Popbands – auch auf großen Bühnen. So war er auch Teil der Band beim Bundesvision-Songcontest.
Heute ist Svenson als selbstständiger Musiker tätig und ein „musikalisches Schweizer Taschenmesser“, wie er sich selbst nennt: In allen Bereichen einsetzbar. So war er am Staatstheater tätig, hat in Jazzgruppen und kleineren Ensembles gespielt, in Rockbands ebenso Radau gemacht wie in der Band von Kindermusiker Herr Müller. Anzutreffen ist er zumeist im Kulturbunker wieder, wo er den Kontakt zu dortigen Musikern pflegt und das Schlagzeugspiel unterrichtet.
Lea Seegel
Musik-Studentin
Lea Seegel steht noch ganz am Anfang ihres musikalischen Berufsweges. Die 18-jährige Abiturientin aus Ihringshausen nimmt dieser Tage ihr Musikstudium an der Universität Kassel auf. „Eigentlich wollte ich immer Tierärztin werden“, sagt sie. „Doch je länger ich Musik gemacht habe, desto sicherer wurde ich in meinem Berufswunsch mich in Richtung Musik zu bewegen.“
Angefangen zu musizieren hat sie bereits im Grundschulalter. Sie sang in verschiedenen Chören, unter anderem im Chor Chroma der Musikschule Vellmar. Mit zehn kam das Fagottspielen hinzu. Auf das Blasinstrument wurde sie bei einem Konzert von „Peter und der Wolf“ aufmerksam. Erste Kenntnisse erlernte sie darauf im Musikunterricht am Friedrichsgymnasium. Dort gibt es Bläserklassen, in denen die Schüler zwei Jahre lang ein Blasinstrument lernen. Parallel nahm Lea noch Einzelunterricht an der Musikschule.
An einer Musikschule kann sie im Anschluss an ihr Studium auch arbeiten. Aber eigentlich hat Lea andere Pläne: „Ich würde später sehr gerne in großen Orchestern spielen“, sagt sie. Daher liebäugelt sie mit einem weiterführendem Orchesterstudium in Hannover.
Eckhard Manz
Kirchenmusikdirektor
Bereits mit 14 Jahren hatte Eckhard Manz das große Glück, an einer Orgel spielen zu dürfen. Bereits eine Übungsstunde später stand für ihn fest, Kirchenmusiker werden zu wollen. Also absolvierte Manz nach seinem Abitur die Aufnahme an einer Musikhochschule und studierte in Düsseldorf, Köln und Würzburg Kirchenmusik. Sweit 2006 ist er der virtuose Organist Kirchenmusikdirektor in der Kasseler Martinskirche. Zu seinen dortigen Aufgaben gehört unter anderem die Beaufsichtigung und Leitung der verschiedenen musikalischen Gruppen wie der kleinen und großen Kantorei St. Martin. Ebenso fällt die Veranstaltungsleitung in seinen Zuständigkeitsbereich. Natürlich ist Manz auch für das Orgelspiel in den Gottesdiensten, bei verschiedenen Konzerten und während der Orgelführungen zuständig.
Die neue Orgel ist das Herzstück seiner Arbeit. Ihre Planung und Anschaffung, ihr Aufbau und die Intonation hat ihn wie auch seinen Vorgänger lange beschäftigt. Doch die Arbeit hat si h gelohntt, sagt Manz. Interessierte und Musiker kommen aus aller Welt, um das komplexe und imposante Instrument zu sehen, zu hören und um darauf zu spielen. Ein Privileg, das dem Direktor täglich vergönnt ist. Die neue Orgel steht verständlicherweise im Zentrum kommender Veranstaltungen – auch mit experimenteller Orgelmusik.